24.02.2012, 16:11 Uhr

Stimmen zur Solarkürzung

Münster - Zahlreiche Unternehmen und Vereinigungen aus der Solarbranche haben die jüngsten Pläne der Regierung zur Kürzung der Solarvergütungen ab dem 9. März kommentiert. Nachfolgend eine Auswahl der Stimmen zu den angekündigten Einschnitten.

Unternehmen: Reaktionen von juwi, SolarWorld und Phoenix Solar

Der Spezialist und Projektierer für erneuerbare Energien juwi hat im Rahmen eines Aktionstages zusammen mit den Kollegen von First Solar und von der Bauer Solartechnik GmbH fast 1.000 Mitarbeiter gegen den "Kahlschlag" bei der Solarförderung mobilisiert. Herbert Muders, Geschäftsführer Deutschland der juwi-Solar GmbH: "Die Solarenergieentwicklung hat enorme Fortschritte gemacht und befindet sich auf den letzten Metern zur Wettbewerbsfähigkeit. Wenn allerdings jetzt die Solarförderung dramatisch gekürzt wird, erntet unser Land nicht mehr die Früchte der seit Jahren gelegten Saat."

SolarWorld-Chef Frank Asbeck betonte, dass das EEG für 2012 sowieso schon Vergütungsabsenkungen von 30 Prozent vorsehe. Wer da noch etwas draufsatteln wolle, schädige massiv die deutsche Solarindustrie. Zu den politischen Kräfte-Verhältnissen gab Asbeck zu Protokoll: "Wenn Herr Röttgen tatsächlich vorhatte, die deutsche Solarindustrie zu erhalten, so hat er gegen Herrn Rösler auf ganzer Linie verloren."

Das Photovoltaik-Systemhaus Phoenix Solar kritisiert besonders die Kürzungen im Bereich der Freiflächenanlagen. Diese würden neue Anlagen nahezu unmöglich machen. Der Vorstandsvorsitzende Andreas Hänel: "Und genau diese Freiflächenanlagen sind die günstigste Art der Stromerzeugung aus Sonnenlicht!"

Statements von Eurosolar und Umwelthilfe

Die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien Eurosolar titelt seinen Kommentar mit den Worten: "Die Energiewende fällt aus". Valentin Hollain, wiss. Leiter von Eurosolar, lässt das Kostenargument nicht mehr gelten, denn jedes weitere Gigawatt, das in Deutschland zugebaut wird, führe nur noch zu unwesentlichen Mehrkosten und senkt gleichzeitig die Importabhängigkeit von fossilen Energieträgern. Hollain: "Wenn aber das Kostenargument gegen die Photovoltaik obsolet ist, so ist es doch eine andere Frage, ob es politisch gewollt ist, dass die Photovoltaik so rasch wächst, dass sie den Umbaupfad unserer Stromversorgung entscheidend mitbestimmt."

Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) bezeichnet die Vorschläge von Rösler und Röttgen als "weitgehend phantasiefrei", weil sie die Spielräume, die sich aus den beeindruckenden Kostensenkungserfolgen der Solarbranche nicht zur Entwicklung von Modellen zur besseren Systemintegration der Photovoltaik nutzen, sondern nur dumpf auf Verlangsamung der Energiewende setzen. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik & Presse der DUH: "Aus dem kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen zwei zerstrittenen Ministern wird aber noch keine konsistente Energiepolitik."

Verbände: Bundesverband Solarwirtschaft und Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie

Auch die Verbände kritisieren die Kürzungspläne heftig. Nach Ansicht des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) stehe die Existenz von vielen zehntausend Arbeitsplätzen in einer der wichtigsten Zukunftsbranchen auf dem Spiel. Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar: "Rösler und die Interessen der großen Energiekonzerne haben sich durchgesetzt. Jetzt droht ein gewaltiger Rollback in der Umwelt- und Energiepolitik."

Für die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) ist die entstandene Situation in höchstem Maße absurd. Umwelt- und Wirtschaftsminister seien kurz davor, gemeinsam einen Wirtschaftssektor abzuschaffen, der nachhaltig umweltfreundliche Arbeitsplätze generiere. Die DGS ruft dazu auf, die Abgeordneten zu überzeugen, dass der vorgeschlagene Weg ein Irrweg ist.


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