27.08.2012, 15:32 Uhr

Greenpeace-Proteste gegen riskante Ölbohrungen in der Arktis

Petschora See, Russland – Greenpeace International setzt seinen Protest gegen die russische Gazprom Ölplattform "Prirazlomnaya" in der Arktis fort. Nach eigenen Angaben ketteten die Aktivisten ein Schlauchboot an ein Versorgungsschiff der Plattform, so dass keine Arbeiter mehr auf die Ölplattform gelangen können. Unter den Aktivisten ist auch der Geschäftsführer von Greenpeace-International Kumi Naidoo. Er kritisierte, die Gazprom-Plattform gefährde nicht nur das sensible Ökosystem, sondern sei auch ein Symbol für die fortschreitende Industrialisierung der Arktis.

Mangelnde Sicherheit: Ölbeseitigung mit Schaufel und Eimer

Greenpeace mahnt besonders vor mangelnden Sicherheitsvorkehrungen. Aus einem in Auszügen veröffentlichter Notfallplan gehe hervor, wie wenig sich Gazprom auf mögliche Ölunfälle vorbereitet habe. So werde zur Ölbeseitigung unter anderem auf Eimer und Schaufeln gesetzt. Für den Fall eines Ölunfalls gebe es in dieser Region nach Meinung von Greenpeace keine angemessenen Methoden und Technologien, um größerer Umweltschäden zu vermeiden. Der Umweltverband stützt sich dabei auch auf die Warnungen von Experten. Gazprom habe in den vergangen Tagen die Vorbereitungsphase auf der "Prirazlomnaya" so gut wie abgeschlossen und wäre damit bald das erste Ölunternehmen, dass im arktischen Ozean Öl fördern könnte. Die Aktion von Greenpeace gegen Ölbohrungen in der Arktis wurde derweil durch über 1,5 Millionen Unterschriften unterstützt.

Ölvorkommen in der Arktis könnten Weltbedarf 3 Jahre sichern

Die Umweltschutzorganisation fürchtet, dass bei Ölfunden vor Alaska und in der Petschora See durch Gazprom und Shell Milliarden-Investitionen weiterer internationaler Ölkonzerne folgen könnten. Von Experten werden nach Angaben von Greenpeace in der Arktis rund 90 Mrd. Barrel (ca. 14,3 Billionen Liter) Öl, zumeist unter dem Meeresgrund vermutet. Damit könnte der derzeitige Weltverbrauch für ca. drei Jahre gedeckt werden.

Mitt Romney will mehr US-Öl fördern

Bereits 2010 hatte sich im Golf von Mexiko eine der größten Umweltkatastrophen der USA ereignet, als nach einem Unfall auf der BP-Ölbohrinsel "Deepwater Horizon" monatelang Erdöl ungehindert in den Ozean strömte. Die sich daran anschließende Diskussion um die Gefahren bei der Erschließung von neuen Öl- und Gasvorkommen hatte u.a. zu einem vorüberhgehenden Stopp von Offshore-Bohrungen durch US-Präsidenten Obama geführt. Neu zu erschließende Öl-Lagerstätten sind deutlich schwieriger zu erreichen, da sie häufig tief unter dem Meeresgrund liegen. Eine sichere und umweltgerechte Ölförderung im Meer ist daher mit höheren Sicherheitsstandards und in der Folge auch Kosten verbunden. Vergangene Woche sprach sich der US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney für eine verstärkte Förderung von US-Öl auch vor den Küsten des Landes aus.


© IWR, 2012