23.11.2012, 10:39 Uhr

Altmaier und die Abzocke der Stromversorger: Keine Überraschung

Münster - Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hält die angekündigten Strompreiserhöhungen deutscher Versorger für ungerechtfertigt. In Deutschland haben zum Jahreswechsel etwa 470 Stromversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich 12 Prozent angekündigt. Wie Altmaier nun gegenüber der dpa erklärte, lägen viele Stromanbieter mit ihrer Erhöhung deutlich über der Erhöhung der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Zudem wies der Minister darauf hin, dass die Börsenstrompreise seit dem letzten Jahr auf breiter Front gesunken seien. Auch der Bund der Energieverbraucher hat ausgerechnet, dass der Strom zwei Cent je Kilowattstunde günstiger sein könnte, ohne dass die Versorger weniger verdienten als vor zwei Jahren, wenn die sie die günstigeren Einkaufspreise an die Verbraucher weitergeben würden.

Keine neue Erkenntnis: Börsenstrompreis am Spotmarkt sinkt

Dass die Strompreise am Sportmarkt der Strombörse EPEX für den deutschen Markt in 2012 gegenüber dem Vorjahr sinken, ist keine neue Erkenntnis. So hatte das IWR Anfang März 2012 bei den durchschnittlichen Spotmarktpreisen in den Monaten Januar und Februar 2012 eine Preissenkung um rund sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr festgestellt. Inzwischen liegt der Preisrückgang für den Zeitraum Januar bis Oktober sogar bei mehr als 16 Prozent gegenüber 2011 (Grundlast). Auch für Spitzenlast-Strom (laut Definition der Strombörse: Stromlieferungen in der Zeit zwischen 8:00 und 20:00 Uhr) sind die Börsen-Preise in den ersten zehn Monaten 2012 um rund 13 Prozent kräftig gesunken. Sogar die stromintensive Aluminium-Produktion ist in Deutschland aufgrund günstiger Stromeinkaufspreise wieder attraktiv geworden. Allerdings können die privaten Stromkunden nicht von dieser Entwicklung profitieren. Schon im März dieses Jahres erklärte IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch: "Die gesunkenen Börsen-Strompreise kommen beim Verbraucher aber noch nicht an." Und daran hat sich seither nichts geändert.

Strombörse: Stabile Preise bis 2015

Auch zukünftig werden die Strompreise an der Börse voraussichtlich stabil bleiben. Dies belegt die Preisentwicklung am Terminmarkt, auf dem heute schon Strom für die nächsten Jahre ge- und verkauft wird. Der Future-Preis für die Stromlieferung im Jahr 2013 bewegt sich seit Juni 2012 unter der Marke von 5 Cent je Kilowattstunde. Auch für die Lieferjahre 2014 und 2015 zeigt die Preiskurve in 2012 nach unten. Auch hier liegen die Preise je Kilowattstunde derzeit deutlich unter 5 Cent je Kilowattstunde.

Sollen stromintensive Unternehmen doppelt profitieren?

Derzeit profitieren stromintensive Firmen durch die Befreiung von der EEG-Umlage sowie den niedrigen Börsenstrompreisen doppelt. Noch weiß die Politik allerdings nicht recht, wie sie mit dieser Problematik umgehen soll. Es scheint jedoch, dass zumindest das Verständnis für die angekündigten Strompreiserhöhungen unter solchen Voraussetzungen schwindet. Nun sind Lösungsansätze gefragt, wie die Unternehmen einen Teil des Gewinns durch die niedrigen Strompreise an die Verbraucher zurückgeben und das EEG-Umlagesystem gerechter gestaltet werden kann.

Original-Pressemitteilung vom 5. März: Strompreise an der Börse stark gesunken

Strompreis: Fast 500 Versorger erhöhen Tarife zum Jahreswechsel

Presseinfos zur Energiewende und wie die EEG-Umlage wirklich funktioniert

In Deutschland fallen die Strompreise – nur nicht für Verbraucher

Börsen-Strompreise am Spotmarkt sinken im Oktober um 2 Prozent


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