04.03.2013, 17:53 Uhr

EEG: Rösler will Stromversorger schützen

Münster - Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hat den Einspeisevorrang für die erneuerbaren Energien in Frage gestellt und will damit offensichtlich die großen Stromversorger schützen. Medienberichten zufolge hat Rösler auf dem FDP-Landesparteitag in Aschaffenburg erklärt, dass das jetzige Vergütungssystem des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) planwirtschaftlich sei. Wegen des Einspeisevorrangs für Ökostrom seien effiziente Gaskraftwerke wie im bayerischen Irsching nicht mehr wirtschaftlich. Deshalb will Rösler den Einspeisevorrang der erneuerbaren Energien abschaffen.

Weitere Gas- und Kohlekraftwerke drängen auf den Markt

Obwohl die Auslastung der in Deutschland stehenden Gaskraftwerke sinkt, werden dennoch neue Kraftwerke auf Basis von Erdgas gebaut. Zwar können diese Kraftwerke aufgrund der schnellen Reaktionszeit und der flexiblen Fahrweise den Ausbau der erneuerbaren Energien ergänzen, dennoch sinkt deren Bedarf auf Grund der steigenden PV-Leistung. In 2013 sollen nach den Daten der Bundesnetzagentur dennoch zusätzliche Gaskraftwerke mit einer Leistung von etwa 1.350 Megawatt (MW) neu ans Netz gehen. Der geplante Rückbau liegt bei 50 MW. Auch im Bereich der Kohlekraftwerke rüstet die deutsche Energiewirtschaft kräftig auf. Nach Abzug des geplanten Rückbaus sollen allein in diesem Jahr zusätzliche Steinkohle-Kraftwerkskapazitäten mit einer Leistung von 4.300 MW auf einen bereits gesättigten Markt kommen. Soviele Kohle-Kraftwerkskapazitäten wie seit 20 Jahren nicht mehr.

Haben Versorger den Bedarf an konventionellen Kapazitäten überschätzt?

Scheinbar haben die Stromversorger bei ihren Kraftwerksplanungen das Tempo und den Ausbau der erneuerbaren Energien unter- und den Bedarf an konventionellen Kraftwerken überschätzt. Dies wird beim Blick auf den deutschen Stromexport-Überschuss erkennbar. Dieser ist im Jahr 2012 auf 23 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) geklettert und hat somit einen neuen Rekordwert erreicht. Auf einen Strommarkt mit Rekord-Exportüberschuss kommen jetzt noch zusätzlich die neuen Gas- und Kohlekraftwerke. Auch die Abschaltung der nächsten zwei Atomkraftwerke im Jahr 2015 und 2017 mit einer Gesamt-Jahresproduktion von rd. 20 Mrd. kWh führt bei einem kontinuierlichen Ausbau der erneuerbaren Energien an Land und vor der Küste (Offshore-Windenergie) zu keiner erkennbaren Stromlücke. Dies zeigt sich an den Strompreisen, die an der Börse für die Jahre bis 2017 bezahlt werden müssen. Denn dort kann man schon heute den Strom z.B. für das Jahr 2016 oder 2017 kaufen: für etwas mehr als 4 Cent/kWh. Und das trotz der Abschaltung von zwei weiteren Atomkraftwerken in den Jahren 2015 und 2017.

Kapazitätsmarkt ist eine Alternative

Aus Sicht der Stromversorger wäre ein Ende des Einspeisevorrangs ein Segen, denn die Auslastung und Wirtschaftlichkeit der Gaskraftwerke könnte dadurch deutlich zu Lasten der erneuerbaren Energien verbessert werden. Die FDP stellt sich auf die Seite der großen Kraftwerksbetreiber, deren konventionelle Anlagen zu den Zeiten des größten Stromverbrauchs, nämlich tagsüber und insbesondere in den Mittagsstunden, von der Solarenergie aus dem Markt gedrängt werden. Eine Alternative zum Ende des Einsspeisevorranges könnte ein neues Markdesign für Kraftwerkskapazitäten sein, wonach die potenzielle Bereitstellung von planbarer Leistung zur Stromerzeugung belohnt wird und nicht nur die erzeugten kWh. Ein Modell, das u.a. die Deutsche Energieagentur (dena) befürwortet. Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) beschäftigt sich mit derartigen Modellen.

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