30.04.2013, 11:46 Uhr

Willi Balz: Offshore-Windkraft ist wichtigste Säule der Energiewende

Münster – Für Willi Balz, Vorstandsvorsitzender der Windreich AG, ist die Offshore-Windenergie mit Abstand die wichtigste Säule der Energiewende in Deutschland. Dies erklärte der Chef des Windenergie-Projektierers im ausführlichen Interview in der aktuellen Ausgabe des Monatsreports "Regenerative Energiewirtschaft" (Ausgabe 4/2013). Weil in der deutschen Nordsee konstante Windverhältnisse herrschen, die weltweit einzigartig seien, kann dort grundlastfähiger Strom erzeugt werden, so Balz. Dies beweise der Testwindpark alpha ventus bereits seit drei Jahren. "Damit ist eine Kilowattstunde Nordsee-Offshore-Strom dreimal so wertvoll wie eine unberechenbare und anfällig erzeugte Kilowattstunde. Grundlastfähige Produktion braucht keine Speicherung und macht damit erhebliche Kosten für Speicherung und Netzausbau entbehrlich", so Balz. Dass die Energie aus den Offshore-Windparks auch in den Lastzentren der Republik ankommt, steht für Balz außer Frage: "Schon 2017 werden Norger-Kabel und die bis dahin installierten Nordseewindparks zusammen mit der norwegischen Wasserkraft das gesamte Ruhrgebiet komplett CO2-frei versorgen und zwar zu ehrlich kalkulierten und bezahlbaren Preisen."

Balz: Küstennahe Windparks haben auch küstennahe Windverhältnisse

Aus Sicht von Balz ist es von Vorteil, die Offshore-Windparks in großen Kpüstemnentfernungen zu errichten: "Nearshore ist nicht zielführend, da die Windverhältnisse ähnlich wie Onshore sind. Zudem hat Nearshore – wie Onshore – einen negativen Einfluss auf das Landschaftsbild. Bei den großen Küstenentfernungen in denen wir bauen, z.B. 110 km von Global Tech, haben wir nicht nur dramatisch bessere und vor allem auch laminarere Windverhältnisse, sondern sind auch vom Land aus unsichtbar." Deutschland verfüge dabei über das größte Potential. Die bisher errichteten küstennahen Windparks seien mit Monopiles und Onshore-Maschinen errichtet worden, was aber nicht den anerkannten Regeln der deutschen Ingenieurskunst entspricht, so Balz. Mit der von Windreich angewandten Technologie sei die gesamte Nordsee zu erobern, selbst 400 km Küstenentfernung wären technisch ohne weiteres möglich und dort sei das Windpotential unerschöpflich. Die dafür vorliegenden Fundamente erforderten allerdings Maschinen mit fünf Megawatt oder mehr und diese seien mittlerweile "Made in Germany" in bester Qualität verfügbar.

Windreich mit langfristigem und tragfähigem Geschäftsmodell

Auch auf die aktuelle Finanzlage bei seinem Unternehmen ging der Unternehmer ein, der seine ersten wirtschaftlichen Erfolge im Immobilienbereich erzielte und später den Windparkbetreiber Natenco gründete und schließlich an den französischen Konkurrenten Theolia verkaufte. Balz erklärte: "Windreich hat ein langfristig ausgelegtes und tragfähiges Geschäftsmodell. Wir arbeiten hart daran, unsere Projekte operativ voranzubringen und haben gleichzeitig zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um unsere finanzielle Handlungsfähigkeit zu optimieren." Man habe die Verbindlichkeiten u.a. durch den Verkauf des 210 MW Projektes "Deutsche Bucht" bereits deutlich reduziert. Zudem werde Windreich eine Anfechtungsklage gegen Kapitalerhöhungsbeschlüsse bei Global Tech I zurückziehen, was einen unmittelbaren Liquiditätszufluss zur Folge habe. Die Organisation werde verschlankt und die operative Handlungsfähigkeit optimiert. Weiterhin zieht Windreich Verkäufe von am Netz befindlichen, gering finanzierten Onshore-Parks vor, um die erforderliche Liquidität zu generieren, so Balz.

Weitere Themen im Interview mit Willi Balz sind die Netzanbindung der Offshore-Windparks, der aktuelle Status der Windreich-Projekte sowie die Diskussion um das EEG in Deutschland.

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