14.06.2013, 11:55 Uhr

Niedriger Strompreis: Das Dilemma für neue Gaskraftwerke

Hürth – Am Donnerstag eröffnete Statkraft sein neuestes Gaskraftwerk Knapsack II in der Nähe von Köln. Wie das Unternehmen mitteilte, wird dort aber aktuell aus wirtschaftlichen Gründen kein Strom produziert. Die derzeit an der Strombörse gehandelten niedrigen Strompreise stehen demnach in keinem rentablen Verhältnis zu den hohen Gaspreisen. Damit können Energieversorger ihre hohen Einkaufskosten für Gas nicht mit den Einnahmen aus dem Verkauf des produzierten Stroms decken. Hinzu kommt, dass im Moment die Preise für CO2-Zertifikate auf einem sehr niedrigen Niveau sind und es dadurch für die Energieerzeuger günstiger ist, Kohle statt Gas für die Stromproduktion zu nutzen.

Solarenergie bremst Gaskraftwerke zusätzlich aus

Neben Knapsack II stehen derzeit viele weitere Gaskraftwerke in Deutschland still, was auch dem momentan geringeren Stromverbrauch in dieser Jahreszeit und der hohen Solarenergieeinspeisung geschuldet ist, die die Spitzenlastzeiten abdeckt. Wenn die Nachfrage im Herbst steigt und weniger Solarenergie in das Netz eingespeist wird, könnte das Kraftwerk doch noch in Betrieb genommen werden. Knapsack II, dessen Investitionskosten sich auf 350 Millionen Euro belaufen, zählt laut Statkraft mit einem Wirkungsgrad von fast 60 Prozent zu den modernsten Kraftwerken der Welt. Mit 430 Megawatt (MW) könnte es maximal 500.000 Haushalte mit Strom versorgen.

Erneuerbare Energien drücken den Strompreis

Die einfachen Marktmechanismen aus Angebot und Nachfrage drücken derzeit den Strompreis. Das aktuell große Stromangebot resultiert neben der Produktion der konventionellen Kraftwerke vor allem aus den erneuerbaren Energien, von denen im Sommer aufgrund der erhöhten Sonneneinstrahlung mehr zur Verfügung stehen. Vor allem die Vermarktung des EEG-Stroms an der Börse sorgt dafür, dass die Preise massiv fallen. Zu diesem Überangebot kommt hinzu, dass die Menschen im Sommer weniger Strom verbrauchen, wodurch die Nachfrage sinkt. So bewirken beide Effekte einen Rückgang des Strompreises.

Warum mehr Braunkohle- statt Gaskraftwerke eingesetzt werden

Gaskraftwerke sind ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Sie stoßen nicht nur deutlich weniger CO2 aus als Kohlekraftwerke, sondern können auch flexibler agieren und bei kurzfristigem Mehrbedarf von Energie schneller zugeschaltet werden. Die Restkapazität wird von konventionellen Kraftwerken gestellt, wobei die verschiedenen Typen Braunkohle, Steinkohle, Gas oder Atom konkurrieren und je nach Rentabilität zugeschaltet werden, was derzeit gegen die Gaskraftwerke spricht. Wo immer est geht, werden vorrangig Braunkohlekraftwerke eingesetzt. Ein Ausweg aus dieser Misere böte eine Verteuerung der CO2-Zertifikate, bspw. durch eine Verknappung der Anzahl der Zertifikate, wodurch Kohlekraftwerke unrentabler würden. Ein entsprechendes Vorhaben, das sog. Backloading, lehnte das EU-Parlament jedoch kürzlich ab.

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