21.08.2013, 15:17 Uhr

Solarworld-Chef Asbeck: Solarstrom bis 2017 wettbewerbsfähig

Hamburg - „Ich verspreche Ihnen: 2017, also zum Ende der kommenden Legislaturperiode, werden unsere Solaranlagen ohne Förderung auskommen und Strom zu marktfähigen Bedingungen erzeugen.“ Dies verkündete Frank Asbeck, der Vorstandsvorsitzende des beinahe insolventen Photovoltaik-Herstellers Solarworld, in einem Interview mit dem „Spiegel“. Um den nahestehenden Durchbruch zur Wettbewerbsfähigkeit nicht zu gefährden, sei jedoch ein längerer Atem der Politik bei der Förderung von Solar-Strom notwendig.

Optimismus trotz Beinahe-Pleite und Billig-Konkurrenz

Trotz der knappen Rettung Solarworlds durch massive Verzichte seitens der Anleger und Gläubiger hält der Firmenchef das bisherige Geschäftsmodell für rentabel: „Wir bieten unserem Kunden komplette Solarstromanlagen aus einer Hand in bester Qualität. Um das zu gewährleisten, machen wir fast alles selbst, made in Germany. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal im internationalen Wettbewerb.“ Dank Restrukturierungsprogramm und neuem Investor stehe das Unternehmen finanziell wieder solide da. Die Produktion im Inland rentiere sich trotz höherer Löhne, da diese nach eigenen Angaben nicht einmal zehn Prozent der Gesamtkosten ausmachten. Solarworlds Vorteil gegenüber der Billig-Konkurrenz aus China liege besonders im technologischen und qualitativen Standard.

Dass die jüngst verhängten Strafzölle gegen die fernöstliche Weltfabrik nach langem Drängen einer von Solarworld geführten Allianz europäischer Hersteller nicht höher angesetzt wurden, missfällt dem redegewandte Manager aber: „Mehr war wahrscheinlich nicht drin, nachdem der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler im vorauseilenden Gehorsam gegenüber Peking schon den Kotau gemacht hatte.“

Fehler der Vergangenheit sind Ursache für EEG-Unmut

Auch den von CDU/CSU, FDP und sogar SPD geplanten Kürzungen für die PV-Branche steht der 54-jährige kritisch gegenüber. „Die Politik vergisst, dass sie gerade erst radikal gekürzt hat. Die heutige Regelung sorgt dafür, dass die Förderung analog zum technischen Fortschritt, automatisch weiter zurückgeht Das können wir als Solarbranche noch verkraften.“

Als Ursache für die hohen EEG-Umlagen verurteilt Asbeck vehement die langjährige Förderung großflächiger Solarparks anstelle kleinerer Solaranlagen – auf die sich Solarworld auch spezialisiert hat. Den Umgang der Industrie mit der Ökostrom-Regelung erachtet er dagegen als „scheinheilig“, da sie doppelt davon profitieren würden. Einerseits lassen sich derzeit über 2000 Betriebe von der Zahlung befreien. Andererseits profitieren sie jedoch von den niedrigen Börsenstrompreisen. Hieran müsse die Regierung eher ansetzen und dieses „ungerechte System beenden“.

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Solarworld vorerst gerettet – Zweifel an Zukunftsfähigkeit bleiben


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