04.09.2013, 11:47 Uhr

Trotz Risiken: Oettinger will Fracking eine Chance geben

Köln – Fracking hat in Deutschland einen schweren Stand. Die Förderung von Schiefergas unter Zuhilfenahme von Chemikalien ist hochumstritten, feiert in den USA aber große Erfolge. Auch vor dem Hintergrund der Versorgungssicherheit fordert EU-Energiekommissar Günther Oettinger jetzt eine neue Chance für die Technologie. Die Risiken erwähnte er nicht.

Auf einer Energiekonferenz in Köln setzte sich Oettinger vehement für das Fracking ein. Die Politik solle Ingenieure und Geologen ihre Arbeit machen lassen und dieser Fördermethode eine Chance geben, erklärte er nach Angaben der Nachrichtenagentur „Reuters“. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Vergleich mit den USA. Durch Fracking sind dort die Kosten für Gas, aber auch für Strom, stark gesunken, wodurch Unternehmen deutlich geringere Kosten für ihren Energiebedarf aufwenden müssen.

Druck für Putin

"Die Industrie hält 50 Prozent höhere Gaspreise durch, 100 Prozent auch, aber nicht das Dreifache." Die deutsche Energiestrategie müsse eine Industriepolitik als Grundlage haben. "Energiepreise in Deutschland werden eine sensible Größe werden", sagte Oettinger.

Auch auf Deutschlands Hauptlieferanten für Gas könne durch eine Förderung von Schiefergas in Deutschland Druck ausgeübt werden: „Haltet die Option offen, die Putin nervös macht“, forderte Oettinger. Durch die Erschließung neuer Gasvorkommen in gewinne Deutschland Unabhängigkeit von Russland. Hierzulande werden nennenswerte Vorkommen vor allem in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen vermutet.

Risiken ausgeblendet

Beim so genannten Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und bis zu 150 Chemikalien wie Diesel, Säuren und Bioziden unter hohem Druck ins Gestein gepumpt, wodurch tiefe Gesteinsschichten zertrümmert werden und so das Schiefergas freigesetzt wird. Fracking stößt innerhalb der Bevölkerung Deutschlands auf Grund der Risiken auf starken Widerstand und Kritik.

Amerikanische Studien haben ergeben, dass in Gebieten, in welchen Fracking zur Gasförderung eingesetzt wird, hohe Mengen von Methan, Ethan und Propan im Trinkwasser nachweisbar sind, das dadurch verschmutzt und teilweise sogar hochentzündlich wird. Auch Ökosysteme wie Flüsse und Seen sind durch Fracking bedroht.

Bundesumweltminister Altmaier (CDU) erklärt im Gegensatz zu Oettinger, dass er Fracking in Deutschland für die nächsten Jahre ausschließt. Bereits im Juni wurde durch die Bundestagsfraktion CDU/CSU entschieden, dass es vor der Bundestagswahl keinen neuen Gesetzesentwurf geben werde.

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