16.10.2013, 09:50 Uhr

Studie: Abkehr von Kohle würde CO2-Emissionen um Jahresausstoß der EU senken

München – Der weltweite Strombedarf wird in den kommenden Jahren deutlich steigen – und mit ihm die CO2-Emissionen. Eine neue Studie zeigt beeindruckende Einsparpotenziale auf, selbst wenn weiterhin auf fossile Energieträger gesetzt werden sollte.

Der weltweite Strombedarf wird in diesem und im kommenden Jahrzehnt im Schnitt um nahezu drei Prozent jährlich zulegen. Dieses moderate Wachstum führt in Summe bis 2030 zu einem Anstieg um mehr als die Hälfte. Der damit verbundene CO2-Ausstoß dürfte angesichts der absehbaren Art und Weise des Kraftwerkzubaus um etwa 3.500 Megatonnen und damit um ein Viertel zulegen. Das geht aus einer von Siemens in Zusammenarbeit mit Professor Horst Wildemann von der Technischen Universität München erstellten Studie hervor.

„Würden Kohlekraftwerke bis 2030 weitgehend durch Gaskraftwerke ersetzt, gingen hingegen die CO2-Emissionen im Stromsektor sogar um fünf Prozent gegenüber dem heutigen Stand zurück“, sagte Professor Wildemann. „Ein vollständiger Austausch von Kohlekraftwerken durch Gaskraftwerke ist natürlich unrealistisch – aber das aufgezeigte Potenzial beeindruckt“, erklärte Wildemann weiter. Die durch Verzicht auf Kohleverstromung jährlich weltweit einzusparenden CO2-Emissionen entsprechen dem gesamten Ausstoß aller 28 Länder der Europäischen Union.

Fünf klassische Länderprofile

In der Studie zeigte sich, dass sich alle Länder – trotz regional extrem unterschiedlicher Gegebenheiten – recht passgenau fünf Archetypen im Energiebereich zuordnen lassen. Es gibt bei den Ländern mit nur noch leicht zunehmendem Strombedarf auf der einen Seite die „Grünen Pioniere“, die in hohem Maße auf Erneuerbare Energien setzen und auf der anderen Seite die „Traditionalisten“, die nur einen geringen Anteil an Ökostrom aufweisen. Bei den Ländern mit stark steigendem Bedarf an elektrischer Energie gibt es die „Energie-Hungrigen“, die bereits einen hohen Grad an Elektrifizierung aufweisen und die „Aufstrebenden Elektrifizierer“, die derzeit noch große Lücken bei der Stromversorgung ihrer Haushalte aufweisen. Als fünfte Gruppe gibt es die „Öl-Export-Maximierer“, deren große Herausforderung in der Effizienzsteigerung bei der Förderung von Öl und Gas liegt.

Als regionale Highlights der Studie wurde beispielsweise analysiert, dass Europa beim Ausbau der Erneuerbaren Energien bis 2030 rund 45 Mrd. Euro einsparen kann, wenn der Zubau von regenerativen Energiequellen an den jeweils optimalen Standorten vorgenommen wird – bei gleichem Anteil der Erneuerbaren am Strommix. In dem Fall würden neue Photovoltaikanlagen künftig vornehmlich im sonnenreichen Süden und Windkraftanlagen im windreichen Norden Europas gebaut.

China sollte mehr auf Gas setzen

In den USA ließen sich jährlich 80 Mrd. US-Dollar an Folgekosten von Stromausfällen einsparen, wenn die Netzqualität erhöht würde. Und in China wäre es möglich, trotz eines sich verdoppelnden Stromverbrauchs die CO2-Emissionen auf dem heutigen Stand einzufrieren, wenn massiv auf die Erneuerbaren Energien gesetzt würde. Das würde allerdings auch einen nahezu verdoppelten Investitionsbedarf bedeuten. Fast genauso stark, aber kostenneutral, ließen sich die Emissionen hingegen drosseln, wenn ein Drittel von Chinas Kohlekraft bis 2030 durch moderne Gaskraftwerke ersetzt würde.


© IWR, 2013