30.10.2013, 16:01 Uhr

Gefährliche Aktion in Fukushima: 1.535 Brennelemente sollen geborgen werden

Fukushima – Im havarierten Atomkraftwerk Fukushima steht ein riskantes Manöver bevor: Ab November sollen mehr als 1.500 Brennelemente aus Reaktorblock 4 geborgen werden. Entsprechende Pläne wurden von der Atomaufsicht gebilligt. Das Vorhaben ist bereits seit Monaten geplant, nun soll die konkrete Umsetzung erfolgen. Der marode Zustand des Reaktorblocks gibt Anlass zu Sorge.

Die SWR-Umweltredaktion berichtet am Mittwoch, dass neben etwa 1.300 abgebrannten auch 200 neue Brennelemente im betroffenen Abklingbecken lagern. Jedes der Brennelemente ist etwa drei bis vier Meter lang und mit radioaktiven Gasen gefüllt. Was das Vorhaben so gefährlich macht: Das Abklingbecken befindet sich etwa 30 Meter über dem Boden. Das Gebäude selbst ist schwer beschädigt, teilweise abgesunken und schief. Noch sorgen Eisenträger für Stabilität, doch der bisherige Verlauf der Atomkatastrophe in Fukushima zeigt: Sicher ist hier gar nichts.

Zustand der Brennelemente unklar

In den Brennstäben stecke nach Angaben von Experten die 14.000-fache Strahlungsmenge der Hiroshima-Atombombe. Über den physischen Zustand der Brennstäbe könne derzeit nur spekuliert werden. Betreiber Tepco gebe zwar an, dass die Brennelemente grundsätzlich intakt seien und belegt das durch zwei unbenutzte Exemplare, die vor einem Jahr probehalber entnommen wurden. Der SWR beruft sich jedoch auf Einschätzungen des Ingenieurs Arnie Gundersen, der vier Jahrzehnte in der Atomindustrie gearbeitet hat und diese Aussage bezweifelt. Auf Bildern von Überwachungskameras sei zu erkennen, dass die Elemente teilweise zerbrochen sind. Das wäre fatal: Darin enthaltenes Zirkonium könne sich an der Luft entzünden, mit unabsehbaren Folgen. Auch der Präsident der privaten Gesellschaft für Strahlenschutz, Sebastian Pflugbeil, und Chef der japanischen Atombehörde, Shinichi Tanaka, halten die Arbeiten für extrem gefährlich.

Tepco zeige sich von diesen Aussagen unbeeindruckt und plane, die Brennelemente zunächst in einen Transportbehälter zu verladen und diesen mit einem Brückenkran aus dem Becken zu heben. Er solle anschließend mit einem LKW zu einem speziell ausgerüsteten Lagergebäude transportiert werden. Die Aktion solle in einem Jahr erledigt sein.

Weitere Informationen und Meldungen zum Thema


© IWR, 2013