04.11.2013, 15:58 Uhr

IWES-Studie demonstriert Netzstabilität mit erneuerbaren Energien

Kassel – Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien – ein Forschungsprojekt nimmt Kritikern, die mit Blackouts drohen, den Wind aus den Segeln. Entgegen landläufiger Meinung kann die Netzstabilität auch in wind- und sonnenarmen Perioden gewährleistet werden, wenn verschiedene regenerative Kraftwerksformen intelligent miteinander kombiniert werden.

Ein Forschungsteam des Fraunhofer IWES hat mit Projektpartnern aus Wirtschaft und Wissenschaft dazu erste Ergebnisse des Forschungsprojekts „Kombikraftwerk 2“ in Berlin vorgestellt.

Erneuerbare Energien können Regelleistung bereitstellen

Im Rahmen der Präsentation der Forscher wurde in einem live übertragenen Feldtest unter realen Bedingungen demonstriert, dass ein Verbund von Erneuerbare-Energie-Anlagen schon heute Regelleistung liefern und somit zur Stabilität des Stromnetzes beitragen kann. In dem Feldtest wurden mehrere Windparks, Biogas- und Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 80 Megawatt zu einem Kombikraftwerk zusammengeschlossen. Dieses musste sich einem realen Abrufsignal entsprechend der momentanen Frequenz-Situation im Netz anpassen und Regelleistung bereitstellen. „Unser Test hat nicht nur gezeigt, dass die Erneuerbaren Energien die nötigen Anforderungen zur Regelleistungsbereitstellung erfüllen, sondern dass diese mit einer Anpassungszeit von wenigen Sekunden auch deutlich schneller reagieren als die konventionellen Kraftwerke“, freut sich Kaspar Knorr, Projektleiter des Kombikraftwerk 2. „Damit die Erneuerbaren ihre Systemverantwortung besser wahrnehmen können, sollten sie auch am Regelenergiemarkt teilnehmen können. Dafür müssten die Rahmenbedingungen entsprechend angepasst werden“, so Knorr weiter.

Auch mit Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien sind keine Blackouts zu befürchten

Im Kombikraftwerk 2 wurden Erneuerbare-Energie-Anlagen zentral von einer Leitwarte aus gesteuert und die zu erwartenden Leistungen der kommenden Minuten und Stunden durch ständige Online-Leistungsmessungen sowie eine exakte Wetterprognose abgeschätzt. Abhängig von diesen Schätzungen kann die Stromproduktion gedrosselt oder durch schnell reagierende Biogasanlagen erhöht werden. „Wenn erneuerbare Energien in Kombikraftwerken verknüpft und gesteuert werden, können sie zusammen mit Speichern jederzeit den Bedarf decken und für eine stabile Frequenz und Spannung im Netz sorgen“ stellte Dr. Kurt Rohrig, stellvertretender Institutsleiter am Fraunhofer IWES als wichtigstes Projektergebnis heraus. Blackouts seien somit auch mit 100 Prozent Erneuerbaren nicht zu befürchten.

Prof. Dr. Clemens Hoffmann, Institutsleiter des Fraunhofer IWES, sieht in der fortschreitenden Entwicklung des Strommarkts und der Energiesysteme eine Herausforderung: „Angesichts der Tatsache, dass mit den vielen verschiedenen regenerativen Erzeugern und ihren natürlichen Produktionsschwankungen sowie neuer Kopplungsmöglichkeiten zwischen den Bereichen Wärme, Elektrizität und Verkehr das Energiesystem immer komplexer wird, ist es unerlässlich dieses nun intelligent zu strukturieren: Damit wird die Energiesystemtechnik neben der Erzeugungs-, Übertragungs- und Speichertechnologie zu einer eigenständigen Domäne. Die Ergebnisse des Projektes belegen dies in eindrucksvoller Weise.“

Weitere Informationen und Meldungen zum Thema


© IWR, 2013