12.11.2013, 10:38 Uhr

Klimakonferenz in Polen gestartet: Gesandter der Philippinen will hungern

Warschau – Während die Menschen auf den Philippinen nach den Verwüstungen durch den Taifun "Haiyan" um ihr Überleben kämpfen und auf internationale Hilfe angewiesen sind, hat in Warschau die 19. Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen begonnen. Ein Gesandter der Philippinen hat im Rahmen einer bewegenden Rede angekündigt, so lange zu fasten, bis die Konferenz eine bedeutsame Übereinkunft für den Klimaschutz erzielt habe.

In der Heimat von Naderev Sano sind Schätzungen zufolge etwa 10.000 Menschen getötet worden, weitere 400.000 haben ihre Unterkunft verloren und benötigen Nahrung. Vor diesem Hintergrund hat sich der Delegierte, der im Auftrag der Climate Change Commission der philippinischen Regierung an der Klimakonferenz in Warschau teilnimmt, zu der Aufsehen erregenden Maßnahme entschlossen.

Welche Rolle spielt Gastgeber Polen?

Die Klimakonferenz in Warschau ist am Montag gestartet und dauert noch bis zum 22. November. Sie dient insbesondere der Vorbereitung eines neuen globalen Klimaschutzabkommens, welches in Paris 2015 verabschiedet werden soll. Auf dieses Vorgehen hatte sich die Staatengemeinschaft zumindest 2011 in Durban geeinigt. Gastgeber Polen zeigte sich jedoch bislang nicht als Antreiber für derartige Bemühungen. Im Gegenteil: Der polnische Umweltminister und neue Präsident der Klimakonferenz Marcin Korolec hatte Medienberichten zufolge im Vorfeld erklärt, dass Polen seinen Einfluss als Gastgeber geltend machen werde, um eine Verpflichtung zu höheren CO2-Reduktions-Zielen abzuwenden. In seiner Eröffnungsrede ging Korolec am Montag auch auf die Situation auf den Philippinen ein. Er beschrieb die Folgen des Taifuns als große humanitäre Tragödie, unvergesslich, schmerzvoll und wachrüttelnd. Für die Konferenz versprach Korolec, keine Anstrengung für das Erreichen einer Einigung zu unterlassen. Zudem will er für Transparenz im Verhandlungsprozess sorgen.

IWR: Begrenzungsansatz lässt Klimaschutz-Verhandlungen festfahren

Die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen steigen trotz aller internationaler Bemühungen von Jahr zu Jahr und scheinbar unaufhaltsam. Im Jahr 1990, dem Bezugsjahr für das Kyoto-Protokoll, wurden weltweit lediglich 22,7 Mrd. t CO2- emittiert, gut zwanzig Jahre später ist dieser Wert bereits um über 50 Prozent auf 34,4 Mrd. t (2012) angestiegen. Ein Grund für die festgefahrenen Klimaschutz-Verhandlungen könnte der im Kern des Kyoto-Protokolls verankerte Begrenzungs- bzw. Bestrafungsansatz in Verbindung mit den CO2-Obergrenzen sein. Dr. Norbert Allnoch, Direktor des IWR in Münster, plädiert daher für Verhandlungen über klimafreundliche bzw. CO2-freie Techniken auf der Basis des CERINA-Plans (CO2-Emissions and Renewable Investment Action Plan). Ein Investitionsimpuls als Teil eines positiv besetzen Anreizsystems ist von Politikern der Bevölkerung und der Wirtschaft eher vermittelbar als eine wie auch immer geartete Begrenzung, so Allnoch.

Sano: Lasst uns den Wahnsinn beenden!

Auf seiner Twitter-Seite hat der hungerstreikende philippinische Gesandte Sano inzwischen Tag zwei seiner Fastenaktion angekündigt. Bis zum Ende der Klimakonferenz am 22. November sind es insgesamt zwölf Tage. Seinen Appell an die internationale Staatengemeinschaft hat er mit großer Wirkung Nachdruck verliehen. „Wir können diesen Wahnsinn beenden!“, lautete Sanos Botschaft vor der Versammlung.

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