12.12.2013, 09:55 Uhr

DIW: Braunkohle „nicht systemrelevant“ für Energiewende

Berlin – Die Ziele der Bundesregierung zur Emissionsminderung sind mit einem Fortführen der Braunkohlewirtschaft nicht zu erreichen. Darauf wies das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) angesichts der aktuellen Diskussion um die Rolle von Braunkohle im Energiemix und im Strommarktdesign hin.

Das DIW hat in einer Presseerklärung erklärt, dass bereits durch eine Studie aus dem Jahr 2012 gezeigt wurde, dass Braunkohle weder aus energiepolitischen noch ökonomischen Gründen in Deutschland relevant sei.

Nutzung von Braunkohle torpediert deutsche Klimaziele

Durch das Scheitern von CO2-Abscheidung und –Speicherung sei Braunkohle auf lange Sicht die CO2-intensivste Energiequelle und trage dadurch ursächlich dazu bei, dass die Klimaziele bis 2020 nicht erreicht würden. Dazu äußerte sich DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert: „Man wird die Emissionsminderungsziele von bis zu 80 Prozent bis 2050 bei Fortführung der Braunkohlewirtschaft nicht erreichen können. Die Nutzung der Braunkohle ist auch aufgrund fehlender Flexibilität inkompatibel mit einem auf erneuerbaren Energien basierten Stromsystem.“

Auch wenn man die Klimaziele bis 2020 aus der Perspektive der erneuerbaren Energien betrachtet, scheint ein Erreichen unwahrscheinlich. Auf dem deutschen Stromsektor ist keine signifikante Senkung der Kohlendioxid-Emissionen zu erwarten. Zwar wird die Offshore-Windenergie ausgebaut, aber diese CO2-freie Stromproduktion kompensiert lediglich die Stromerzeugung der drei Kernkraftwerke (Grafenrheinfeld, Gundremmingen B und Philippsburg), die bis 2020 abgeschaltet werden. Weil der Windenergie-Ausbau an Land, die Photovoltaik und die Bioenergienutzung politisch ausgebremst werden, können vom regenerativen Stromsektor nur begrenzte zusätzliche CO2-Reduktionen erwartet werden. Bleibt noch der Wärme- und der Treibstoffsektor sowie die Energieeffizienz. Allerdings ist auch in diesen Bereichen im Koalitionsvertrag nicht erkennbar, wie signifikante CO2-Einsparungen erzielt werden sollen.

Diskussion um Kapazitätsmarkt überflüssig

Zudem ist die Kohle nach Auffassung des DIW im Hinblick auf das künftige Strommarktdesign längst nicht so bedeutend, wie es derzeit oft von Akteuren aus Industrie und Politik dargestellt werde. In einem Kapazitätsmarkt wären Braunkohlekraftwerke aufgrund fehlender Flexibilität ungeeignet, um die Schwankungen in der Erzeugung von Strom durch erneuerbare Energien auszugleichen. Darüber hinaus sei die Einführung eines Kapazitätsmarkts angesichts jetzt schon bestehender Überkapazitäten unnötig und für die erneuerbaren Energien sogar kontraproduktiv. Kemfert: „Braunkohle ist für die deutsche Energiewirtschaft nicht systemrelevant.“ Selbst nach dem kompletten Atomausstieg sei die Versorgungssicherheit in Deutschland nicht gefährdet.

Diese Aspekte lassen auch die Pläne für neue Abbaugebiete in einem neuen Licht erscheinen. In Brandenburg ist derzeit noch ein neuer Tagebau geplant. „Bei Abwägung aller Ziele der Energiestrategie 2030 des Landes Brandenburg ergibt sich, dass aus wirtschaftlichen und umweltpolitischen Erwägungen der Tagebau Welzow-Süd nicht erforderlich ist“, sagte Christian von Hirschhausen, Co-Autor einer Studie zu diesem Thema für das brandenburgische Umweltministerium.

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