08.01.2014, 13:30 Uhr

Strom: EEG-Befreiung befeuert Braunkohle-Boom

Münster – Die Brutto-Stromerzeugung in Deutschland stagniert im Jahr 2013 mit rd. 629 Milliarden Kilowattstunden auf dem Vorjahresniveau. Das geht aus den ersten vorläufigen Zahlen der AG Energiebilanzen hervor. Geändert hat sich der Energieträger-Mix, denn immer mehr Braunkohle wird verfeuert. Begünstigt wird diese Entwicklung durch preiswerte CO2-Zertifikate bzw. den brachliegenden Emissionshandel und paradoxerweise durch die Befreiung der Braunkohle-Stromerzeuger von der EEG-Umlage.

2013 ist bereits das zweite Jahr in Folge, in dem die Versorger die Stromerzeugung sowohl aus Braunkohle wie auch aus Steinkohle hochgefahren haben. Damit wird der Rückgang der Stromerzeugung aus den stillgelegten Kernkraftwerken und aus Erdgas nahezu ausgeglichen. Lediglich die regenerativen Energien haben als klimafreundliche Erzeugungs-Technologie ihren Beitrag am Strommix weiter erhöht.

Vattenfall produziert preisgünstigen Braunkohle-Strom dank EEG-Umlagebefreiung

Begünstigt wird Kohle-Boom vor allem durch günstige CO2-Zertifikate und Beschaffungskosten für die Steinkohle. Zudem profitieren speziell die Braunkohle-Verstromer in Deutschland zum Teil von einer Befreiung von der Zahlung der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Wie die Deutsche Umwelthilfe errechnet hat, beträgt die Entlastung der Bergbausparte des Energiekonzerns Vattenfall für das Jahr 2013 knapp 68 Millionen Euro.

Braunkohle-Stromerzeugung so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr

Die Stromerzeugung aus Braunkohle ist nach den vorläufigen Zahlen der AG Energiebilanzen im Jahr 2013 auf 162 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) angestiegen (2012: 160,7 Mrd. kWh). Das ist der höchste Stand seit dem Jahr 1990, als noch viele DDR-Kraftwerke liefen und insgesamt 170,9 Mrd. kWh Strom aus Braunkohle erzeugt wurden. Die Stromproduktion aus Steinkohle hat sich in 2013 um 6,5 Prozent auf 124 Mrd. kWh erhöht (2012: 116,4 Mrd. kWh). Das ist immerhin der höchste Stand seit fünf Jahren. Die umwelt- und klimafreundliche Erzeugung von Erdgas-Strom ist hingegen in 2013 um rund 14 Prozent auf 66 Mrd. kWh eingebrochen (2012: 76,4 Mrd. kWh). Der Rückgang beim Atomstrom beträgt lediglich 2,5 Prozent auf 97 Mrd. kWh (2012:99,5 Mrd. kWh). Die Atomstrom-Erzeugung war in 2012 erstmals seit rund 30 Jahren in Deutschland wieder unter die Marke von 100 Mrd. kWh gesunken. Erst Ende 2015 wird das nächste Kernkraftwerk abgeschaltet.

Dynamik beim EE-Strom-Zuwachs sinkt – geringstes Wachstum seit zehn Jahren

Die Bremsspur beim Ausbau der erneuerbaren Energien schlägt sich deutlich in den Zahlen nieder. Zwar wurden mit 147,1 Mrd. kWh 2,5 Prozent oder 3,6 Mrd. kWh mehr aus erneuerbaren Energien erzeugt als im Jahr 2012 (143,5 Mrd. kWh). Doch der absolute Zuwachs war seit zehn Jahren nicht mehr so niedrig wie im Jahr 2013. So wurden im Jahr 2012 noch knapp 20 Mrd. kWh mehr aus erneuerbaren Energien erzeugt als 2011. Aber auch das Windjahr spielt eine Rolle: Trotz des Zubaus an Windkraftanlagen wurde in Deutschland 2013 mit 49,8 Mrd. kWh weniger Windstrom erzeugt als im Jahr 2012 (50,7 Mrd. kWh). Dies haben die anderen erneuerbaren Energieträger wie Solarenergie (2013: 42,6 Mrd. kWh) und Biomasse (2013: 28,3 Mrd. kWh) nur teilweise ausgleichen können.

Hintergrund zu den Statistiken der AG Energiebilanzen

Die von IWR-Online verwendeten und auch im zdf heute journal dargestellten Energiestatistiken der AG Energiebilanzen für das Jahr 2013 sind lediglich erste Schätzungen. In dem von der AG Energiebilanzen herausgegebenen Statistik-Manuskript wird als Stand der Erhebung der 12.12.2013 ausgewiesen.

Klimaschutzziele in Deutschland bis 2020 nicht zu erreichen

Strom: Deutschland knackt 2012 Export-Rekord trotz Atomausstieg


© IWR, 2014