13.03.2014, 15:11 Uhr

Kohle und Solar verdrängen Gas: RWE mottet GuD-Kraftwerk vorübergehend ein

Essen – Der Essener Energieversorger RWE legt in den Sommermonaten vorübergehend ein Gas- und Dampfturbinen(GuD)-Kraftwerk still. Gaskraftwerke rentieren sich momentan wegen billigem Kohlestrom einerseits und hoher Solarstrom-Produktion andererseits nicht.

RWE hat nun angekündigt, dass das GuD-Kraftwerk Lingen im Emsland vom 1. Mai bis 31. August vom Netz genommen wird. In dieser Zeit stehe die Anlage dem Strommarkt nicht zur Verfügung.

Kohle-Weltmarktpreise und Solarstrom-Erzeugung belasten

Zwei Entwicklungen liegen der Entscheidung des Versorgers maßgeblich zugrunde. Einerseits verdrängt billiger Kohlestrom derzeit die Gaskraftwerke aus dem Mittellastbetrieb. Aufgrund des Fracking-Booms in den USA gelangen zusätzliche Kohlemengen auf den Weltmarkt, die zuvor in den USA benötigt wurden. Dies hat die Kohlepreise sinken lassen. Seit etwa drei Jahren hat sich der Futurepreis für eine Tonne Kohle von rund 130 auf aktuell etwa 84 US-Dollar verbilligt. Gleichzeitig ist das Preisniveau im CO2-Emissionshandel bei weitem noch nicht hoch genug, um die effizientere Gas-Verstromung zu einer wirtschaftlichen Alternative werden zu lassen.

Auf der anderen Seite werden die Gaskraftwerke immer seltener benötigt, um Lastspitzen abzudecken. Die zunehmende Solarstrom-Erzeugung deckt die Mittagsspitzen in Deutschland insbesondere im Sommer bereits zu einem Großteil ab. Zwischen diesen beiden Energieträgern kommt die Verstromung von Gas derzeit in Deutschland kaum noch zum Zuge.

GuD-Kraftwerk erst seit 2010 im kommerziellen Betrieb

Das GuD-Kraftwerk Lingen verfügt über eine Leistung von 876 Megawatt (MW) und einen Wirkungsgrad von knapp 60 Prozent. Der kommerzielle Betrieb wurde erst im September 2010 aufgenommen. Rund 500 Millionen Euro hat das Unternehmen in die Anlage investiert. Bereits im Sommer vergangenen Jahres hatte RWE Generation entschieden, die beiden älteren Gaskraftwerke am Standort Lingen, Emsland B und C, ab dem 2. Quartal 2014 zeitweilig zu konservieren. Die Bundesnetzagentur sieht dabei keine versorgungstechnischen Probleme, wie ein RWE-Sprecher gegenüber IWR Online erklärt: „Es ist alles mit der zuständigen Netzagentur geregelt.“

Bei einem GuD-Kraftwerk werden die Prinzipien eines Gasturbinenkraftwerkes und eines Dampfkraftwerkes kombiniert. Eine Gasturbine dient dabei als Wärmequelle für einen nachgeschalteten Abhitzekessel. Dieser dient dann als Dampferzeuger für die Dampfturbine. Diese Kombination steigert die Effizienz der Gesamtanlage.

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