25.04.2014, 12:09 Uhr

Umweltkatastrophe? Öl aus Salzkaverne gelangt ins Grundwasser

Münster – Die Folgen des bislang ungeklärten Öl-Lecks im Gebiet der unterirdischen Öl-Lagerstätten in Gronau-Epe im Münsterland werden immer dramatischer: Nun sind erstmals Spuren von Erdöl auch im Grundwasser gefunden worden und gefährden die Hausbrunnen der Anwohner. Die Schäden dieser deutschlandweit beispiellosen Katastrophe gehen bereits in die Millionen.

In der letzten Woche waren in dem Moor- und Heidegebiet Amtsvenn bei Gronau-Epe im westlichen Münsterland an mehreren Stellen unerklärliche Öl-Austritte festgestellt worden. Es handelt sich dabei nicht um Diesel oder Benzin, sondern um unverarbeites Erdöl. In einer Rinderweide, in der Nähe eines Bauernhofes und in einem Waldgebiet wurden größere Öl-Lachen an der Erdoberfläche entdeckt. Seither wird fieberhaft nach der Ursache für die ölverseuchten Böden geforscht.

Experten suchen mit Spezialgeräten nach Lecks

Bei Gronau-Epe werden in unterirdischen Salzkavernen seit den 1970er Jahren Ölreserven für Deutschland gelagert. In den Lagerstätten in einer Tiefe von etwa 1.000 bis 1.400 Metern lagern ca. 1,4 Millionen Kubikmeter Erdöl. Bislang konnte lediglich ein Leck in einer Zuleitung ausgeschlossen werden. Daher besteht der begründete Verdacht, das eine der Kavernen, die eigentlich als ideale und dichte Lagerstätten gelten, doch undicht sein könnte. Die Vermutung wird auch dadurch genährt, dass es im Februar 2014 einen bislang nicht geklärten Druckabfall an der Erdöl-Kaverne S 5 gegeben hatte. Die Verantwortlichen lassen mit Spezialgeräten und Fach-Experten derzeit alle möglichen Ursachen für die Ölverseuchung untersuchen - bislang ohne Ergebnis. Nach einem Bericht der Westfälischen Nachrichten soll nun die vertikale Leitung, die von der Erdoberfläche in die mehr als 1.000 Meter tief liegende Kaverne führt, überprüft werden. Falls auch dabei kein Schaden ermittelt werden sollte, bleibt nur noch eine mögliche Ursache: Die Kaverne selbst ist undicht.

Undichte Öl-Kaverne in über 1.000 m Tiefe wäre Super-Gau

Ein solches Ergebnis hätte dramatische Folgen für die Umwelt: Bedeutet es doch, dass die Öllachen aufgrund eines Lecks in einer mehr als 1.000 Meter tiefen Lagerstätte aufgetreten sind. Eine Verseuchung des gesamten Untergrunds mit Öl ist in diesem Fall zu vermuten. Auch Naturschützer bezeichnen ein mögliches Leck in der Öl-Kaverne den Berichten zufolge als Super-Gau. Die nun im oberflächennahen Grundwasser gefundenen Spuren von Erdöl wären dann wohl erst der Anfang. Bislang ist die öffentliche Trinkwasserversorgung aber noch nicht gefährdet.

Undichte Salzkavernen: Folgen für Atommüll-Lagerung und Fracking-Technologie

Bisher wurde von verschiedenen Experten immer wieder darauf hingewiesen, dass die Salzkavernen in mehr als 1.000 m Tiefe dicht sind, als Lagerstätten für Öl und Gas geeignet sind und dass das Grundwasser (bis zu mehreren 100 m Tiefe) sicher ist.

Dass die ehemaligen Salzstöcke und Kavernen nicht so sicher sind, wie von Experten angegeben, hat sich auch beim Atommüll-Zwischenlager Asse gezeigt. Dort sind u.a. mehrere Zehntausende Liter Wasser in das Lager eingedrungen. Da auch radioaktiv verseuchte Salzlauge aufgetreten war, sollen die Atommüllfässer dort wieder herausgeholt werden. Doch das ist teuer und gefährlich.

Die mögliche Katastrophe in Gronau-Epe zeigt generell die Gefahren auf, die bei den Vorgängen im tiefen Untergrund lauern. Viel wird derzeit auch über das hydraulische Fracking zur Gewinnung von Öl und Gas aus den Gesteinsschichten in einer Tiefe von mehreren Tausend Metern diskutiert. Dabei wird ein Cocktail aus Wasser und verschiedenen Chemikalien unter hohem Druck in den Untergrund gepumpt. Wenn das Öl in Gronau Epe tatsächlich aus einer undichten Kaverne ausströmt, dann wäre auch eine Grundwasser-Verunreinigung in deutlich oberflächennäheren Schichten durch die Fracking-Chemikalien nicht mehr auszuschließen.

Protest gegen Öl-Fracking in Mecklenburg-Vorpommern

In Mecklenburg-Vorpommern wehren sich derzeit die Bürger gegen Testbohrungen einer deutsch-kanadischen Firma. Ein Sprecher der Firma CEP Central European Petroleum GmbH erklärt, dass eine Trinkwassergefährdung absolut ausgeschlossen ist: Die Öllagerstätte befinde sich in einer Tiefe von knapp 2.700 Metern. Das Trinkwasser sei in einer Tiefe von maximal 65 Metern zu finden und durch mehrere hundert Meter dichter Salzschichten sowie weiterer dichter Gesteine geschützt. Zudem handele es sich laut CEP nicht um das befürchtete Fracking. Der einmalige Anschluss einer konventionellen Öllagerstätte, wie CEP ihn in der Barth/Saal-Struktur plane, sei ein bewährtes Verfahren. Die Fracking-Gegner dürften nach den jüngsten Erfahrungen mit angeblich sicheren und dichten Salzkavernen eher nochg skeptischer werden.

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Öl-Gau im Münsterland: Verdacht auf undichte Salzkaverne erhärtet sich


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