28.04.2014, 16:50 Uhr

Kanada: Ontario verabschiedet sich von der Kohle – und setzt auf Atomkraft

Toronto – In Ontario, der bevölkerungsreichsten Provinz Kanadas, die im Süden an die USA grenzt, ist in der vergangenen Woche das letzte Kohlekraftwerk vom Netz gegangen. Damit wird es in Zukunft in der kanadischen Provinz keinen Kohlestrom mehr geben. Allerdings hat die Sache einen Haken.

Ende des Jahres 2013 hatte die Provinzregierung den Ending Coal for Cleaner Air Act verabschiedet und damit den Grundstein für die Beendung der Kohleverstromung in Ontario gelegt. Der Abschied von Kohle als Energieträger ist nun sogar schneller von der Bühne gegangen als ursprünglich vorgesehen. Das Ende der Kohle-Ära war eigentlich erst für Ende 2014 vorgesehen. Doch statt den Ersatz vollständig durch erneuerbare Energien zu bewerkstelligen, hat die Provinzregierung zwei alte Atomreaktoren wieder hochgefahren.

Energieminister: Größter Schritt für den Umweltschutz

Bob Chiarelli, Energieminister der kanadischen Provinz Ontari, ist stolz auf das Ende der Kohle-Ära: „Uns komplett von Kohle zu lösen, ist der größte Schritt für den Umweltschutz, der in Nordamerika jemals unternommen wurde. Es ist so, als würden wir sieben Millionen Autos auf einmal von den Straßen nehmen. Heute feiern wir eine saubere Zukunft für unsere Kinder und Enkel und profitieren gleichzeitig von den Vorteilen, die uns der Umstieg auf sauberere Energiequellen bringen wird.“

Erst Ende 2013 hatte die kanadische Provinz mit dem Ending Coal for Cleaner Air Act eine gesetzliche Grundlage für die Beendung der Kohleverstromung geschaffen. Diese sieht vor, anstelle der schadstoffreichen Kohleverstromung in Zukunft auf einen emissionsarmen Energie-Mix umzusatteln. Dafür setzt die Provinzregierung verstärkt auf erneuerbare Energien wie Wind und Solar, auf die Wasserkraft, aber auch auf Erdgas und die Atomenergie.

Seit 2012 laufen zwei Alt-Atomreaktoren wieder

Um seine Ziele zu erreichen, investiert Ontario derzeit kräftig in die Windenergie. Gerade wurde einer der größten Windparks des Landes eröffnet, der mit einer Leistung von 270 Megawatt (MW) Strom erzeugen wird. Darüber hinaus ist für die nächsten Monate der Bau von Anlagen mit einer Gesamtleistung von noch einmal 870 MW geplant. Auch die Thunder Bay Generation Station soll in den kommenden Monaten neues Leben eingehaucht werden: Sie wird für die Energiegewinnung aus Biomasse umgerüstet.

Die kanadische Regierung in Ontario wird nicht müde, den steigenden Anteil an erneuerbaren Energien und den Austieg aus der Kohlekraft in den Vordergrund ihrer Energiepolitik zu rücken. Was die Provinzregierung eher unterdrückt: Sie schreckt nicht davor zurück, uralte Atomkraftwerke wieder ans Netz zu nehmen. Zuletzt wurden im Jahr 2012 in Tiverton, Ontario, die AKW-Blöcke Bruce 1 und Bruce 2 aus den Jahren 1976 und 1977 - nach über 15 Jahren Betriebsstillegung - überholt und wieder hochgefahren, Restrisiko inklusive.

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