23.06.2014, 17:23 Uhr

Explosiv: Riskante Bahn-Transporte durch US-Fracking-Boom

Münster – In den USA boomt die Förderung von Erdöl und –gas aus unkonventionellen Quellen auf Basis der Fracking-Technologie. So ist die Erdöl-Produktion dort nicht zuletzt aufgrund des Fracking-Booms von 2008 bis 2013 um knapp 50 Prozent angestiegen. Doch ein hohes Risiko ist mit der Distribution des zusätzlich gewonnenen Öls verbunden. Technisch unzureichende Güter-Transportzüge sind bereits mehrfach explodiert und haben zahlreiche Opfer gefordert.

Wie die Tagesschau berichtet, setzen die vom Fracking getriebenen Ölkonzerne aufgrund fehlender Pipelines in den USA auf marode Güterzüge, die notdürftig auf die hochexplosive Fracht umgerüstet wurden. Dabei kam es schon mehrmals zu Explosionen mit Todesopfern. Weitere Unfälle scheinen vorprogrammiert zu sein. Unterdessen wird auch in Deutschland über ein Fracking-Gesetz debattiert. Wirtschaftsminister Gabriel will noch vor der Sommerpause ein solches Gesetz zu der umstrittenen Technologie durchbekommen.

Hochexplosiver Transport mit Folgen

Vor knapp einem Jahr ist ein führerloser Geisterzug eines 6.000-Menschen-Ortes in einer kanadischen Kleinstadt in die Luft gejagt worden. Mit 100 km/h entgleisten die Waggons des alten Güterzuges und entfachten im Ortskern von Lac-Mégantic ein Flammeninferno, bei dem 47 Menschen ihr leben ließen. An Bord war eine kostbare und hochexplosive Fracht, die hohen Sicherheitsstandards unterliegen müsste – weit gefehlt, denn wegen des Fracking-Booms und des ungeeigneten Pipeline-Netzes in Nordamerika werden immer mehr marode Güterzüge zu Öltransportern umfunktioniert. Und schon damals warnten Experten vor weiteren Katastrophen der rollenden Bomben. Dennoch folgten weitere tragische, aber vermeidbare Unglücke:

- November 2013: Nur vier Monate nach dem tragischen Unglück entgleisten abermals Tankwaggons im US-Bundesstaat Alabama, von denen drei explodieren. Bis heute ist der Unglücksort kontaminiert.

- Dezember 2013: Casselton in North Dakota, 16 von 18 Waggons mit hochexplosivem Fracking-Rohöl explodieren, 1.400 Anwohner werden evakuiert.

- April 2014: Lynchburg in Virgina, ein Waggon explodiert neben dem Kindermuseum des Ortes (keine Verletzten), rund 120.000 Liter Öl fließen in den James-River.

"Die Menge an Rohöl, die mit Güterzügen kreuz und quer durch die USA zu Raffinerien gebracht wird, hat seit 2005 um 434 Prozent zugenommen", heißt es laut Tagesschau in einem Bericht des US-Verkehrsministeriums. Der Obama-Regierung und dem Kongress ist seit langem bekannt, dass die Pipelines nicht ausreichen, um das Schieferöl vor allem aus North Dakota an der kanadischen Grenze an den Golf von Mexiko zu transportieren.

Energiehunger der USA schwer zu stillen

Trotz der absehbaren Erschöpfung der Erdöl- und Erdgasvorkommen der USA steigt die Produktion kontinuierlich an. Laut Statistical Review of World Energy 2014 des britischen Ölkonzerns BP förderte die USA im Jahr 2013 rund 446,2 Mio. Tonnen(t) Erdöl. Das bedeutet eine Steigerung um knapp 48 Prozent innerhalb von fünf Jahren (2008: 302,3 Mio. t). Trotz der beträchtlichen Menge kann die Produktion den Konsum bei weitem nicht abdecken. Im vergangen Jahr 2013 wurden rund 831 Mio. t Erdöl von den Amerikanern konsumiert. Um die Schere abzudecken, werden jährlich große Mengen aus Kanada importiert (2013: 154,5 Mio. t).

Widerstand gegen Fracking in Deutschland groß

Auch in Deutschland steht das umstrittene Fracking auf der politischen Agenda. Noch vor der Sommerpause will Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit einem Gesetz Klarheit schaffen. Wie es Medienberichten zufolge in dem Schreiben von Gabriel heißt, sollen bestimmte Auflagen für das Fracking gelten: So muss eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorliegen und in Wasserschutzgebieten soll diese Technologie generell nicht angewendet werden. Zusätzliche Anforderungen an das Fracking-Genehmigungsverfahren würden demnach laut Gabriel geprüft. Die Pläne Gabriels, Fracking in Deutschland zu legalisieren, hat aber auch eine Anti-Fracking-Bewegung hervorgerufen. Eine Unterschriftenaktion ist im Internet gestartet worden. Von vergangenem Donnerstagabend (19. Juni) bis zum Montagnachmittag haben bereits über 275.000 Personen auf der Aktionsseite unterzeichnet und ein Verbot jeglicher Formen von Fracking gefordert. Organisiert hat diesr Aktion der Verein Campact, der nach eigener Darstellung Kampagnen für eine lebendige Demokratie fördert. Die Fracking-Gegner fürchten insbesondere die schwer absehbaren Folgen durch den unterirdischen Einsatz von Chemikalien.

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