26.06.2014, 14:37 Uhr

Warum Wind- und Solarfirmen einen Breitband-Award gewinnen

Bonn / Berlin – Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) hat erstmals den Breko Award verliehen. Gewinner des Awards ist ein Unternehmen, deren Gesellschafter zum Großteil aus dem Bereich der erneuerbaren Energien kommen.

Im vergangenen Jahr wurde die Breko Glasfaser-Offensive gestartet. In diesem Rahmen ist auch der Award entstanden. Mit dem Award wird das Unternehmen gekürt, das mit innovativen Ideen in seiner Region einen wesentlichen Beitrag zur Bereitstellung von modernen Netzen mit Highspeed-Breitbandanschlüssen geleistet hat.

"Dann machen wir es eben selbst"

Der Verband hat nun auf seiner 15-Jahr-Feier erstmals den Breko Award verliehen. Die im nordfriesischen Breklum ansässige Breitbandnetz GmbH & Co. KG ist erstmaliger Preisträger. Die Gesellschafter des Unternehmens kommen zum Großteil aus dem Bereich der erneuerbare Energien. Windpark-Betreiber stellen dabei rund 60 Prozent des Eigenkapitals, auch Solarpark- und Biogasanlagen-Betreiber sind mit von der Partie. Weitere Anteile an der Breitbandnetz-Gesellschaft befinden sich in der Hand der jeweiligen Kommunen. Ein zentraler Slogan der Projektgesellschaft lautet "Windenergie trifft Glasfaser". Die Region war im Bereich der Breitband-Ausstattung absolut unterversorgt und aufgrund der hohen Kosten wollte niemand in den Breitband-Ausbau investieren. Die Gründer beschlossen trotzig: "Dann machen wir es eben selbst!"

Mitfinanzierung des Breitbandausbaus durch Wind- und Solarpark-Betreiber

Mitfinanziert wurde der Breitbandausbau durch den hohen Anteil von Windenergie-Firmen, insbesondere Betreiber von Windparks. Zudem sind auch Anlagenbetreiber aus den Bereichen Solarenergie und Biogas beteiligt. Diese besondere Art der Finanzierung mit einer sehr hohen Investitionsquote (mehr als 100 Prozent des Umsatzes) in den Breitband-Netzausbau und die Fokussierung auf zukunftssichere Glasfasern überzeugte die fünfköpfige Breko-Award-Jury. "Langfristig geht an ultraschnellen Glasfaseranschlüssen bis zum Gebäude (FTTB) oder direkt ins Haus (FTTH) kein Weg vorbei", bekräftigte Breko-Präsident Ralf Kleint nachdrücklich.

Gemeinwohl, Daseinsvorsorge und Smart Grid-Optionen ausschlaggebend

Es drängt sich die Frage auf, warum sich die Betreiber regenerativer Energieanlagen überhaupt auf dieses scheinbar fremde Terrain der Breitbandversorgung gewagt haben. Ulla Meixner, Geschäftsführerin der Breitbandnetz GmbH & Co. KG, erklärte gegenüber IWR Online, dass die Initialzündung von der Arge Netz ausging. Dieses Netzwerk bündelt über 250 Gesellschafter vornehmlich aus dem Bereich erneuerbare Energie im Norden von Deutschland. Im Rahmen der Arge Netz haben sich die Wind-, Solar- und Biogasanlagen-Betreiber entschlossen, dass Thema Breitbandversorgung selbst in die Hand zu nehmen, nachdem klar wurde, dass andere Investoren nicht zu finden sind.

Dabei spielt der Gemeinwohlaspekt ein wichtige Rolle, so Meixner. Außerdem soll die Daseinsvorsorge, die eigentlich dem Staat obliegt, gestärkt werden. Meixner: "Ohne die Verbesserung der Infrastruktur würde die ländliche Region angesichts des demografischen Wandels in Deutschland auf Dauer ausbluten." Nicht zuletzt soll die Versorgung mit den Glasfaserkabeln mittelfristig auch die Grundlage für ein Smart Grid darstellen. Denn durch eine intelligente Steuerung kann ein höherer Anteil des regenerativen Stroms, der im Norden erzeugt wird, auch in der Region verbraucht werden, erläutert Meixner.

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