08.07.2014, 17:09 Uhr

Super-Taifun in Japan: Drei Atomkraftwerke stehen im Weg

Münster – In Japan wütet ein heftiger Taifun und versetzt das Land in Schrecken. Besonders betroffen ist der Südwesten des Inselstaates. In der Präfektur Okinawa wurden Hunderttausende Menschen aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Zudem könnten Atomkraftwerke (AKW) auf den südlichen Hauptinseln Japans vom Taifun bedroht werden.

Das japanische Wetteramt hat für die Okinawa-Inseln, die etwa 500 km südlich von der Hauptinsel Kyushu liegen, die höchste Notfall-Stufe ausgerufen. Medienberichten zufolge sind bereits Zehntausende ohne Strom. Das als Super-Taifun eingestufte Unwetter sei das schlimmste seit Jahrzehnten und soll Geschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern erreichen.

Neoguri kann auf drei AKW treffen

Etwa ein halbe Million Japaner ist offenbar von dem Taifun namens "Neoguri" bedroht. Verschiedene Medien berichten bislang von einem Todesfall und zahlreichen Verletzten. Der Schiffs- sowie der Flugverkehr ist danach zum Erliegen gekommen. In der Präfektur Okinawa stehen keine Atomkraftwerke (AKW), die von Neoguri angegriffen werden könnten. Doch der Taifun nimmt Kurs auf die südliche Hauptinsel Kuyushu und könnte auf insgesamt drei AKW treffen. Glücklicherweise sind derzeit sämtliche AKW in Japan vom Netz. Dennoch wären Schäden an den Anlagen verheerend. Erinnerungen an den Tsunami und die anschließende Reaktorkatastrophe in Fukushima vor etwa 40 Monaten werden wach.

Reaktoren in Japan derzeit abgeschaltet

Zwei der drei laut Reuters vom Taifun bedrohten AKW stehen auf den Hauptinseln Kuyushu sowie eine auf Shikoku. Wie sämtliche AKW des Landes stehen auch diese derzeit still. Im September 2013 waren die letzten beiden Reaktoren vom Netz gegangen, weil die Nukleare Regulierungsbehörde (NRA) in Japan derzeit die Sicherheit der Anlagen prüft. Die NRA prüft insgesamt 17 der etwa 50 AKW in Japan. Der Aufwand ist enorm und die Behörde schwach besetzt. Es wird japanischen Medienberichten zufolge davon ausgegangen, dass frühestens im Herbst dieses Jahres die ersten Anlagen wieder ans Netz gehen könnten.

Japan erlebte faktisch schnellsten und größten Atomausstieg der Welt

Nach Fukushima setzte in Japan faktisch der größte Atomausstieg der Welt ein. Innerhalb von gut 14 Monaten war das Land atomstromfrei. Fast 50.000 Megawatt (MW) Kernkraftleistung produzierten innerhalb kürzester Zeit keinen Atomstrom mehr, ohne dass es zu einem Blackout gekommen wäre. Von einem politisch gewollten Atomausstieg ist Japan inzwischen unter dem Regierungschef Shinzo Abe aber wieder abgerückt und zwischenzeitlich haben auch einige Anlagen wieder produziert. Eigentlich soll die Atomenergie einen Anteil an der Versorgung übernehmen, doch die Menschen auf dem Inselstaat sind oft dagegen. Mit den Folgen von Fukushima wird das Land noch lange zu kämpfen haben.

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