RWE prüft weitere Abschaltung von Kraftwerken
Münster - Der Essener Energiekonzern RWE plant offensichtlich die weitere Abschaltung von Kraftwerkskapazitäten mit einer Leistung von etwa 1.000 MW. Zur Begründung werden in den Medien die niedrigen Strompreise im Zuge der Energiewende angeführt, die dazu führen, dass sich die Kraftwerke nicht mehr rentieren. Doch ist das die Hauptursache?
Fakt ist, dass der RWE-Konzern in den letzten Jahren wie andere Energieversorger auch, kräftig in neue und leistungsstärkere Kraftwerke auf Basis fossiler Brennstoffe investiert hat. Insgesamt ist es zu einem Überhang an konventionellen Kraftwerkskapazitäten gekommen, der ohnehin Kraftwerksstillegungen erfordert.
Veraltete Kraftwerksblöcke zunehmend unwirtschaftlich
Die jetzt von RWE zur Abschaltung vorgesehenen Kraftwerkskapazitäten entfallen auf insgesamt drei Standorte in Nordrhein-Westfalen. Geplant sind Stilllegungen in Hürth, Werne und Hamm. Gemein ist allen drei Standorten, dass die Kraftwerke bereits ein hohes Betriebsalter aufweisen, so dass ein wirtschaftlicher Betrieb zunehmend schwieriger wird.
Geplante Abschaltungen: Ältestes RWE-Kraftwerk seit 1914 in Betrieb
Beim Kraftwerk Goldenberg in Hürth handelt es sich um ein Braunkohlekraftwerk, das bereits zu Beginn des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 in Betrieb gegangen ist. Mit einer Bruttoleistung von 171 Megawatt verfeuert es jährlich rund 1,44 Mio. Tonnen Braunkohle. Da die Braunkohlevorkommen in der Umgebung des Kraftwerks bereits schon lange abgebaut sind, muss die Kohle über weite Strecken zum Bestimmungsort transportiert werden. Geprüft wird die Stilllegung einer Kraftwerkskapazität von 110 Megawatt ab Mitte 2015.
Zur Diskussion steht des Weiteren eine Stilllegung am Steinkohle- und Erdgaskraftwerk Gersteinwerk in Werne. RWE prüft dort nach Informationen der Ruhrnachrichten, den Steinkohle Block K mit einer Kapazität von 610 MW vom Netz zu nehmen. Dieser Block wurde bereits im Jahr 1984 in Betrieb genommen und hat eine Betriebslaufzeit von 30 Jahren erreicht. Ein möglicher Zeitpunkt für die Stilllegung wäre Anfang 2017.
Bei der dritten Anlage, die ihren Betrieb bald einstellen könnte, handelt es sich um den mit Steinkohle befeuerten Block C des Kraftwerks Westfalen in Hamm. Die 284 Megawatt des 1969 ans Netz gegangenen Blocks werden zurzeit zur Bereitstellung von Grund- und Mittellastkapazitäten verwendet. Der Block C ist somit schon 45 Jahre alt. Als Stilllegungszeitpunkt steht Anfang 2016 im Raum. Die Blöcke A und B des Kraftwerks haben ihren Betrieb bereits im Februar 2011 eingestellt.
Börsenstrompreise sinken - Verbraucher profitieren nicht
Als Begründung für die Stilllegung der RWE-Kraftwerke wird der niedrige Börsenpreis an der Strombörse angegeben, sodass sich die Kraftwerke nicht mehr rentieren. Wenn die Stromversorger die niedrigen Strompreise beklagen und die Stromverbraucher über zu hohe Strompreise stöhnen, bleibt die Frage, wer von den niedrigen Strompreisen an der Börse tatsächlich profitiert. Bei den Verbrauchern kommen die gesunkenen Strompreise an der Börse jedenfalls nicht an.
Bei den aktuellen Stilllegungs-Plänen von RWE-Kraftwerken dürfte das hohe Alter der Kraftwerke und der schlechte Wirkungsgrad dafür verantwortlich sein, dass diese Altmeiler aus wirtschaftlichen Gründen vom Netz gehen. Parallel zur Kraftwerks-Abschaltung hat RWE aber bereits vorher zahlreiche neue Kraftwerke mit deutlich höherer Leistung gebaut und in Betrieb genommen. Dieser Aspekt wird in der Berichterstattung der Medien weitgehend ausgeblendet.
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© IWR, 2014