25.08.2014, 11:30 Uhr

Eisdecken in Grönland und Antarktis schrumpfen in Rekordzeit

Bremerhaven – Mit Hilfe des Forschungssatelliten CryoSat-2 der Europäischen Weltraumorganisation ESA haben Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Institutes (AWI) in Bremerhaven nach dreijähriger Datenbeschaffung flächendeckende Karten der Eisschilde auf Grönland und der Antarktis erstellt. Die Beobachtungen, die dabei gemacht wurden, sind erschreckend.

Die Eisschilde verlieren pro Jahr rund 500 Kubikkilometer Eis. Dieses Volumen entspricht einer 600 Meter dicken Eisschicht über ganz Hamburg.

Höchste Verlustrate seit Beginn der Satellitenmessung

Die rasanteste Höhenveränderung wurde am Pine-Island-Gletscher in der Westantarktis sowie am westgrönländischen Jakobshavn Isbræ-Gletscher festgestellt. Über letzteren weiß man seit Februar 2014, dass er mit einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 46 Metern pro Tag ins Meer fließt. Der Grönländische Eispanzer erfährt insgesamt einen Verlust von 375 Kubikkilometern pro Jahr. Der Jahres-Verlust hat sich somit um das 2,5-fache im Vergleich zum Jahr 2009 erhöht. In der Westantarktis hat sich der Massenverlust sogar verdreifacht. Insgesamt schrumpfen die Eisschilder um 500 Kubikkilometer pro Jahr. Diese Größenordnung ist laut AWI mit einer 600 Meter dicken Eisschicht über ganz Hamburg vergleichbar. Es handelt sich um die größte Verlustrate seit Beginn der Satelliten-Höhenmessung vor 20 Jahren, so Prof. Dr. Angelika Humbert, Glaziologin am AWI und Co-Autorin der aktuellen Studie. Obgleich zwar der Eispanzer in der Ostantarktis ein Wachstum verzeichnet, kann er den Massenverlust der anderen Gletscher nicht kompensieren.

Moderne Technik liefert aktuelle Werte

Der Satellit CryoSat-2 misst die Höhe des Eisschildes durch Aussendung von Radar- oder Laserimpulsen. Durch Reflektion auf der Wasseroberfläche oder auf den Gletschern werden diese wieder vom Satelliten erfasst. „Wir müssen verstehen, wo und in welchem Ausmaß sich die Höhenverteilung der Gletscher verändert. Nur so können wir die Ursache dieser Veränderungen untersuchen und herausfinden, wie stark der Rückgang der Eisschilde zum Anstieg des globalen Meeresspiegels beiträgt“, sagt Dr. Veit Helm, Glaziologe des AWI und Leitautor der Untersuchung. Es wurden 200 Millionen Messpunkte für die Antarktis und 14,3 Millionen Messpunkte für Grönland ausgewertet. Im Gegensatz zur vorherigen Darstellungen, die auf Höhenmessungen basierten, decken die neuen Karten 500.000 Quadratkilometer mehr ab. Insgesamt werden 16 Millionen Quadratkilometer beobachtet. Die Momentaufnahmen seien bis auf wenige Meter genau und aktuell, so das AWI.

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