29.08.2014, 14:53 Uhr

Energiegigant Sonne: Forscher messen Energie erstmals in Echtzeit

Münster – Die Sonne bildet das Zentrum unseres Sonnensystems. Ohne sie wäre ein Leben auf der Erde undenkbar. Ihre Energiemenge übersteigt den weltweiten Energiebedarf der Menschheit um mehrere Tausend Mal. Die Sonne strahlt permanent mit einer gigantischen Energie auf unseren Planeten. Nun ist es Forschern erstmals gelungen, die Kraft der Sonne in Echtzeit zu messen.

Einem internationalen Forscherteam ist es erstmals gelungen, solare Neutrinos nachzuweisen, mit Hilfe derer sich die Sonnenenergie in Echtzeit messen lässt. Am Experiment ist auch ein deutscher Professor der TU Dresden beteiligt.

Strahlung erschwert Neutrino-Nachweis

Neutrinos sind elektrisch neutrale Elementarteilchen mit sehr geringer Masse. Die Entdeckung der Sonnen-Neutrinos eröffnet neue Möglichkeiten zur Messung der Sonnenkraft. Bislang wurde die Sonnenenergie anhand von Strahlung gemessen, die vor 10.000 Jahren im Sonneninneren entstanden ist. Mit dem sogenannten Borexino-Experiment ist den Forschern nun gelungen, Neutrinos nachzuweisen, die bei der Verschmelzung zweier Protonen im Inneren der Sonne produziert werden. Aufgrund der geringen Masse sind Neutrinos sehr schwer nachzuweisen. Gestört wird der Nachweis zudem durch die kosmische Strahlung, die überall auf der Erdoberfläche vorhanden ist sowie durch die natürliche Radioaktivität. Das Borexino-Experiment fand daher im Borexino-Detektor im Gran Sasso Untergrundlabor in den italienischen Abruzzen statt.

Sonnenenergie lässt kaum nach

Bisher konnte nur die Sonnenstrahlung, die für Licht und Wärme sorgt, im Zeitpunkt ihrer Ausstrahlung gemessen werden. Diese ist bereits vor 10.000 Jahren im Sonneninneren entstanden. Die bei der Kernfusion entstehenden Neutrinos hingegen benötigen nur acht Minuten um den Weg von der Sonne zur Erde zu passieren. Somit kann man durch das Borexino-Experiment nun erstmals die fundamentale Reaktion der Sonnenenergie in Echtzeit messen. Durch den Vergleich mit der Strahlungsenergie, die an der Sonnenoberfläche gemessen wurde, zeigt sich nach Angaben der Wissenschaftler, dass sich die Energiefreisetzung in den letzten 100.000 Jahren fast nicht verändert hat.

Deutsche Forscher kümmern sich um Datenanalyse

"Selbst wenn wir die Sonne jetzt ausschalten würden, würde es etwa weitere 10.000 Jahre dauern, bis wir davon auf der Erde etwas merken würden", sagt Prof. Kai Zuber vom Institut für Kern- und Teilchenphysik der TU Dresden. Zuber war bereits Anfang der 90iger Jahre an dem indirekten Nachweis der Neutrinos beteiligt. Er beteiligt sich mit seinem Doktoranden Björn Lehnert im Borexino-Experiment vor allem an der Analyse der Daten.

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