29.09.2014, 10:42 Uhr

AKW Brokdorf: Schnell-Abschaltung wegen Bedienungsfehler

Münster - Durch menschliches Versagen kam es nach der letzten Revision im AKW-Brokdorf beim Anfahren des Kernkraftwerks zu einer Schnellabschaltung. Das geht aus dem Bericht des Bundesamtes für Strahlenschutz hervor. Der Betreiber E.ON sieht den Vorfall anders.

Das Bundesamt für Strahlenschutz hat in dem Bericht "Kurzbeschreibung und Bewertung der meldepflichtigen Ereignisse in Kernkraftwerken und Forschungsreaktoren der Bundesrepublik Deutschland im Juli 2014" die Hintergründe einer Störung beim Anfahren des Kernkraftwerks Brokdorf beschrieben. Durch einen menschlichen Bedienungsfehler kam es zu einer Reaktorschnellabschaltung. Der AKW-Betreiber E.ON stellt den Vorfall in seinem Bericht etwas anders dar.

AKW-Brokdorf: Menschliches Versagen führt zur Reaktorschnellabschaltung

Das Bundesamt für Strahlenschutz beschreibt in seinem Bericht, wie es zu dem Störfall kam. Der Atomreaktor befand sich beim Wiederanfahren nach der Revision am 17.07.2014. Durch einen Bedienungsfehler wurden die Untergruppensteuerungen der drei Hauptspeisewasserpumpen bei der Leistungserhöhung nicht eingeschaltet und somit die Hauptspeisewasserpumpe nicht rechtzeitig automatisch zugeschaltet. Dies führte zum Abfall aller vier Dampferzeugerfüllstände und bei ca. zehn Prozent Reaktorleistung (ca. 150 MW) wurde dann der Grenzwert für die Auslösung der Reaktorschnellabschaltung (RESA) in einem der vier Dampferzeuger (DE) erreicht. Die RESA verlief bestimmungs- und auslegungsgemäß. Im vorliegenden Fall war die Wärmeabfuhr über die sekundärseitige Wärmesenke zu jedem Zeitpunkt gewährleistet.

Bedienungsanleitung im Betriebshandbuch wurde optimiert

Nach der Kontrolle des bestimmungsgemäßen Anlagenverhalten und der Ursachenanalyse wurde der Anfahrvorgang fortgesetzt. Nach dem Ereignis wurde im Betriebshandbuch die Darstellung des erforderlichen Bedienschrittes zur Zuschaltung der Untergruppensteuerung optimiert. Es handelt sich um ein Ereignis der Meldekategorie N (Normalmeldung), so das Bundesamt für Strahlenschutz in ihrem Monatsbericht.

AKW-Brokdorf: Die Meldung bei E.ON

Beim AKW-Betreiber E.ON liest sich die Beschreibung desselben Vorfalls auf der E.ON-Webseite in lediglich drei Sätzen und deutlich harmloser wie folgt: Beim Anfahren der Anlage bei niedriger Leistung wurde der Reaktor wegen zu geringer Speisewassermenge abgeschaltet. Eine weitere Pumpe wurde danach in Betrieb genommen. Die Aufsichtsbehörde wurde hierüber informiert.

Über das Kernkraftwerk Brokdorf

Das Atomkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein mit einer Brutto-Leistung von 1480 MW wurde 1986 in Betrieb genommen und war Schauplatz vieler Demonstrationen gegen die Nutzung der Kernenergie. Die Abschaltung des Atomkraftwerks ist 2021 geplant.

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