30.09.2014, 14:22 Uhr

Autos: Legale Täuschung beim Spritverbrauch

Münster – Die Autofahrer werden von den Automobil-Herstellern bewusst getäuscht – und das ist völlig legal. Dazu zählen Angaben zum Spritverbrauch und zum CO2-Ausstoß von Autos mit Verbrennungsmotor. Die Lücke zwischen dem, was die Hersteller angeben und dem, was tatsächlich verbraucht bzw. emittiert wird, klafft immer weiter auseinander.

Zu diesem Ergebnis ist nun eine Untersuchung des International Council on Clean Transportation (ICCT) gekommen. Die Diskrepanz zwischen Herstellerangaben und Realität ist demnach 2013 auf sage und schreibe 38 Prozent angewachsen. Und das Ganze ist offenbar rechtlich in Ordnung.

Studie sieht "Anlass zur Sorge"

Die ICCT bezeichnet sich als unabhängige Nonprofit-Organisation, die Themen rund um eine umweltgerechte Mobilität wissenschaftlich untersucht. An der aktuellen Studie mit dem Titel „From Laboratory to Road“ (vom Labor auf die Straße) haben auch deutsche Wissenschaftler u.a. vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu) mitgewirkt. Doch die Ergebnisse sind äußerst bedenklich: Für die Forscher besteht „Anlass zur Sorge“.

Diskrepanz steigt von acht auf 38 Prozent

Grundlage für die CO2--Regulierung von Personenkraftwagen (PKW) sind Testergebnisse, welche unter Laborbedingungen mit einem festgelegten Fahrprofil ermittelt werden, dem sogenannten Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ). Zwar räumen die Wissenschaftler ein, dass eine eindeutige Definition realer Fahrbedingungen nicht möglich sei. Doch bei der Analyse großer Datensammlungen – die vorliegende Studie beruht auf Daten für mehr als eine halbe Million PKW - würden sich eindeutige Trends feststellen lassen. Grundlage waren acht unterschiedliche Datenquellen aus Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, und der Schweiz, welche den Zeitraum 2001 bis 2013 abdecken. Sämtliche Datenquellen bestätigen: Während die durchschnittliche Abweichung zwischen Test — und Realwerten im Jahr 2001 noch bei rund acht Prozent lag, stieg sie bis 2013 auf knapp 38 Prozent an. Allein zwischen 2007 und 2013 habe sich die Diskrepanz verdoppelt.

450 Euro: Teure Autofahrer-Täuschung

Die Täuschung der Autofahrer hat auch finanzielle Auswirkungen: Laut Studie betragen die Mehrkosten für Sprit für einen durchschnittlichen Kunden etwa 450 Euro pro Jahr, verglichen mit einer Situation, in der Labor- und Realverbrauch exakt übereinstimmen würden.

Neues Fahrprofil soll kommen

Die Autoren weisen ausdrücklich daraufhin, dass der NEFZ-Fahrzyklus ursprünglich nicht dafür entwickelt worden ist, um Kraftstoffverbrauch oder CO2-Emissionen zu ermitteln, sondern zum Messen von Luftschadstoffen. Er enthalte Flexibilitäten, die offenbar im Rahmen der legalen Möglichkeiten von den Fahrzeugherstellern in zunehmendem Maße ausgenutzt werden, heißt es in der Studie. Nach Ansicht der Wissenschaftler verspricht der neue weltweit harmonisierte Fahrzyklus (WLTP) für die Zukunft realistischere Werte. Der WLTP wurde im März 2014 von einer Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen verabschiedet und soll nach den Plänen der Europäischen Kommission ab 2017 in der EU gelten. Wichtiger Punkt bei der Einführung des neuen Testverfahrens sei die Umrechnung bestehender CO2-bezogener Werte vom bisherigen NEFZ in den neuen WLTP. Beim Übergang vom bisherigen Testverfahren zum neuen WLTP müsse zudem beachtet werden, dass unbeabsichtigte Toleranzen und Flexibilitäten nicht in das neue System übertragen werden.

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