20.10.2014, 10:31 Uhr

Klima: Forscher fordert Zentralbank für Emissionen

Berlin – Der Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), Ottmar Edenhofer, plädiert für eine Klima-Zentralbank. Gehandelt werden sollen Emmissionszertifikate. Die Zentralbank soll die Erwartungen der Investoren stabilisieren.

Mit einer Art Zentralbank für Emmissionszertifikate möchte der Direktor des MMC und Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung den Emmissionshandel auf europäischer Ebene stabilisieren und effektiver machen. Langfristig soll die EU zum Vorbild werden, damit andere Staaten nachziehen und sich ein weltweiter Emmissionshandel etabliert.

EU-Generaldirektor Klima Jos Delbeke als Zentralbankchef

Wie eine klassische Zentralbank, die die Geldmenge bereitstellt, so soll auch eine Klimazentralbank eine gewisse Menge an CO2-Zertifikaten bereitstellen und im Inflations- oder Deflationsfall intervenieren, so Edenhofer im Interview mit bizzenergytoday. „Wenn der Preis eine Obergrenze überschreitet, wirft sie Zertifikate auf den Markt. Alternativ nimmt sie Zertifikate vom Markt, wenn der Minimumpreis unterschritten wird“. Regeln bezüglich Interventionen und des einzuhaltenden Preisbandes müssten demokratisch legitimiert und auf EU-Ebene vorgegeben werden, so Edenhofer weiter.

„Generaldirektor Jos Delbeke von der EU-Generaldirektion Klima wäre dann eine Art Zentralbankchef.“ Durch diese Lösung mit transparenten Regeln würden sich auch die Erwartungen von Investoren stabilisieren, ergänzte Edenhofer.

Nur 10 Prozent des Preisverfalls ökonomisch begründbar

In einer Studie am MCC wurde durch umfangreiche ökonometrische Tests herausgefunden, dass nur 10 Prozent des Preisverfalls bei den Emmissionszertifikaten ökonomisch begründbar seien, etwa durch schlechte Konjunkturdaten oder der Ausbau der erneuerbaren Energien. Die restlichen 90 Prozent seien durch die Erwartungen der Händler und Investoren zu begründen, die durch den Zentralbankansatz stabilisiert werden sollen.

Kritik: Emissionshandel ist heute ein Wettbüro

Die Händler und Investoren stellen Erwartungen darüber auf, was mit den überflüssigen Zertifikaten im Handel geschehen soll. Zurzeit werden weniger Zertifikate benötigt als auf dem Markt gehandelt werden. Rein rational müssten die Preise für Zertifikate somit dem Preis von 0 Euro entsprechen, doch die Investoren haben die Ankündigungen der Europäischen Kommission über die Market Stability Reserve, bei der überflüssige Zertifikate aus dem Handel genommen werden sollen, in die Zertifikate eingepreist. „Der Emissionshandel ist heute ein Wettbüro für politische Entscheidungen. Wir wollten aber kein Wettbüro, sondern ein ökonomisches Instrument, das die Suche nach den günstigsten und besten Technologien zur CO2-Vermeidung auslöst. Davon kann derzeit keine Rede sein“, so Edenhofer.

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