25.11.2014, 09:46 Uhr

Ärzte warnen vor Kohlestrom

Berlin – Mediziner haben sich in die Diskussion um den Kohleausstieg in Deutschland eingeschaltet. Eine Ärzteorganisation warnt vor den Folgen der Kohleverstromung und fordert eine Abschaltung der Kohlekraftwerke.

In einem offenen Brief an Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) fordert die Ärztevereinigung International Physicians for Prevention of Nuclear War (IPPNW) den Ausstieg aus der Kohleverstromung. Eine Studie der US-Sektion des IPPNW verdeutliche die gesundheitlichen Folgen der Kohleverstromung. Das Vermeiden unnötiger Stromproduktion und somit von gesundheitsbelastenden Luftemissionen sei die beste Gesundheitsvorsorge, so die Ärzteorganisation.

30 Kraftwerke stilllegen

Vor dem Hintergrund der Katastrophe von Fukushima und der angestrebten Energiewende sei man über die Diskussion um die Stilllegung der Kohlekraftwerke erstaunt, teilte die Ärzteorganisation mit. „Diese Energiewende impliziert auch eine sukzessive Stilllegung von konventionellen Großkraftwerken“, heißt es in dem Brief. Die Ärzte wollen vor allem auf die gesundheitlichen Folgen der Kohleverstromung aufmerksam machen. Der Studie nach könne Kohle zum Beispiel Asthma oder Herzrhythmusstörungen verursachen. Besonders gefährdet dabei seien Kinder. Deshalb fordert die IPPNW eine Stilllegung von 30 Kohlekraftwerken und bezieht sich dabei auch auf eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA). „Laut Umweltbundesamt könnte man rund 30 große Kraftwerksblöcke stilllegen, wenn in Industrie, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Privathaushalten die wichtigsten „wirtschaftlichen“ Stromsparpotenziale ausgeschöpft würden“, schreiben die Ärzte.

Dezentrale Energieversorgung gefordert

Zudem fordert der IPPNW eine dezentrale Energieversorgung mit Beteiligung von Bürgern, Kommunen und Kleinunternehmen. Die Konzentration auf Großprojekte wie den „überteuerten“ Offshore-Parks diene weder dem energiepolitischen Ziel der Versorgungssicherheit noch dem einer preiswerten Energieversorgung, heißt es weiter. Die dezentrale Versorgung würde der IPPNW nach enorme volkswirtschaftliche Vorteile bringen und den Wohlstand fördern. Unter diesen Voraussetzungen wären die Arbeitsplatzeffekte der erneuerbaren Energien sehr viel höher als die der konventionellen Großkraftwerks-Wirtschaft.

"Es war unserer Überzeugung nach ein gravierender und korrekturbedürftiger Fehler, mit der jüngsten EEG-Novelle den strukturell günstigeren, gemeinwohl-orientierten, dezentralen Ausbau der Erneuerbaren Energien in Bürgerhand auszubremsen", heißt es in dem Brief.

18.200 Tote jährlich

Schon im letzten Jahr hat die Organisation Health and Environment Alliance vor den Folgen der Kohleverstromung gewarnt. In der Studie „Was Kohlestrom wirklich kostet“ heißt es: “EU-weit sind jährlich über 18.200 vorzeitige Todesfälle und über 8.500 neue Fälle von chronischer Bronchitis auf die Verfeuerung von Kohle zurückzuführen (dadurch gehen) mehr als 4 Millionen Arbeitstage verloren. Die wirtschaftlichen Kosten der gesundheitlichen Schäden werden für Europa auf bis zu 42,8 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt.“

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