15.01.2015, 15:57 Uhr

Studie: Wie teuer Kohle- und Atomstrom wirklich sind

Hamburg – Welche Belastung das Umlagesystem zum Ausbau der erneuerbaren Energien kostet, ist transparent auf jeder Stromrechnung einsehbar. Welche Zusatzkosten die konventionellen Energie wie Kohle, Gas oder Atom jedoch verursachen, steht auf keinem Papier. Diese Kosten hat Greenpeace zusammen mit dem FÖS jetzt ermittelt.

Eine neue Studie des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Greenpeace bringt die tatsächlichen Kosten für fossile Energien und Atomenergie ans Tageslicht. Demnach sind erneuerbare Energien gar nicht teurer als konventionelle Energieträger. Im Gegenteil: Regenerative Energien sind unter Berücksichtigung aller Externalitäten sogar kostengünstiger als die Energie aus Kohle und Atom.

Konventionelle-Energien-Umlage läge bei 11 Cent/kWh

11 Cent mehr pro Kilowattstunde (kWh): Das ist der Aufpreis, den Stromkunden in Deutschland 2015 laut Studie voraussichtlich für konventionelle Energieträger zahlen müssen. Diese „Konventionelle-Energien-Umlage“, wie sie in der Studie genannt werden, ist fast doppelt so hoch wie die Umlage nach dem Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG), so das Ergebnis der von Greenpeace Energy in Auftrag gegebenen Studie „Was Strom wirklich kostet“.

Externe Kosten eingepreist

Danach kostet eine kWh Windstrom aus neuen Anlagen zwischen 5,1 und 8,7 Cent. Atomstrom ist mit 18,5 bis hin zu 49,8 Cent pro Kilowattstunde um ein Vielfaches teurer. Und auch die Preise für Kohlestrom liegen deutlich höher: Bei Braunkohle betragen sie 12,6 bis 14,1 Cent und bei Steinkohle 14,7 bis 16,7 Cent pro kWh

Dabei wurden externe Kosten wie Umwelt- und Klimaschäden mit eingepreist. Diese externen Kosten stellen zu Anfang keine monetäre Belastung dar, müssen aber irgendwann gezahlt werden. Das kostet Geld, sei es durch höhere medizinische Ausgaben, Säuberung oder z.B. durch Dekontamination verseuchter Erde.

EEG-Umlage sinkt – Kosten für „Konventionelle“ steigen

Knapp 20 Milliarden Euro werden in Deutschland jährlich in den Ausbau von Wind-, Wasser- und Solarenergie investiert, so die Erhebung. Dass der Verbraucher diese Investitionen zahlt, schreibt das EEG fest. Die „Konventionelle-Energien-Umlage“ für Atom- und Kohlestrom versteckt sich hinter staatlichen Subventionen und finanziellen Vergünstigungen. Sie liegt der Studie nach 2014 und 2015 bei jeweils rund 40 Milliarden Euro. In der Konsequenz bedeutet das: Die Steuerzahler kommen für die durch Atom- und Kohlekraftwerke verursachten Umweltschäden und die Endlagerung von Atommüll auf. Nun sollen die Mehrkosten gegenüber dem Vorjahr sogar leicht steigen – während die EEG-Umlage sinkt.

Konventionelle Umlage wird nicht ausgewiesen

„Die Zahlen zeigen deutlich, dass Erneuerbare Energien nicht nur sauberer, sondern unterm Strich auch deutlich kostengünstiger sind als Kohle und Atom“, sagt Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei Greenpeace Energy. „Das Problem ist aber, dass die hohen Kosten von Kohle und Atom trotz aller Transparenz-Pflichten vor dem Stromkunden versteckt werden.“ Im Unterschied zur EEG-Umlage werde eine „Konventionelle-Energien-Umlage“ nicht auf der Stromrechnung ausgewiesen, so Keiffenheim.

Quelle: IWR Online
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