16.01.2015, 15:30 Uhr

Meta-Studie: Netzausbau verringert Speicherbedarf

Berlin – Bei den Stromspeichern scheiden sich die Geister. Viele Experten halten ihren Einsatz für dringend notwendig, damit die Energiewende gelingt. Einige Fachleute sehen das jedoch anders. Die Agentur für Erneuerbare Energien hat sich nun die vorliegenden Studien zum Thema genauer angeschaut und einen Überblick zusammengestellt.

Eine neue Metaanalyse der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) vergleicht insgesamt 15 wissenschaftliche Arbeiten hinsichtlich ihrer Aussagen zum Bedarf, zum Potenzial und zur Entwicklung verschiedener Speichertechnologien in Deutschland. Darunter auch die Studie der Agora Energiewende „Die Energiewende muss nicht auf Stromspeicher warten“, die im September 2014 für Furore gesorgt hat.

Stromspeicher mit großer Bedeutung

Wesentliches Ergebnis ist, dass der Bedarf für Langzeitspeicher wie die Power-to-Gas-Technologie erst bei hohen und längeren Stromüberschüssen gegeben ist, wie sie bei einem Anteil der Erneuerbaren Energien von mindestens 60 bis 80 Prozent zu erwarten sind. Kurzzeitspeicher wie Pumpspeicher und Batterien werden deutlich früher benötigt, aber die Unsicherheit hinsichtlich des sinnvollen Umfangs ist groß. Viel hängt davon ab, wie gut andere Flexibilitätsoptionen erschlossen werden und wie gut der Ausbau der Stromnetze vorankommt.

„Die neue AEE-Metaanalyse zeigt, dass der Ausbau der Stromnetze für einen verstärkten nationalen und internationalen Lastausgleich eine Flexibilitätsoption ist, die aus Kostengründen hohe Priorität genießen sollte“, erklärt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. „Dennoch kommt der Entwicklung von Speichern für die Energiewende perspektivisch eine große Bedeutung zu“.

Abhängig von vielen Faktoren

Die Studie zeigt vor allem, dass es kein richtig oder falsch gibt. Die Notwendigkeit von Speichern hängt von vielen Faktoren ab. Erwartungen über den Zubau der erneuerbaren Energien, konventionelle Energieerzeugungskapazitäten, der nationale und Europäische Netzausbau und die Erschließung weiterer Flexibilitätsoptionen spielen dabei eine wichtige Rolle.

Nicht zuletzt spiele die technologische Entwicklung derjenigen Speichertechnologien eine zentrale Rolle, die zwar grundsätzlich verfügbar, aber noch nicht oder nur in Ausnahmefällen wirtschaftlich rentabel zu betreiben seien, heißt es in der Studie.

Flexibilitätsoptionen beeinflussen sich gegenseitig

Grundsätzlich sei, dass sich die verschiedenen Flexibilitätsoptionen im Energiesystem gegenseitig beeinflussen. Je stärker der Lastausgleich gelingt, desto weiter rücke der Bedarf an Speichern in den Hintergrund. „Um Schwankungen der Stromerzeugung aus Wind und Sonne abzufedern, stehen mit steuerbaren Erneuerbaren Energien, Lastmanagementoptionen, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und Kurz- und Langfristspeichern eine umfangreiche Anzahl von Flexibilitätsoptionen zur Verfügung, um auch in einem klimaneutralen Energieversorgungssystem Versorgungssicherheit zu gewährleisten“, so Vohrer.

Quelle: IWR Online
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