11.02.2015, 09:44 Uhr

Ölpreis: IEA erwartet langfristige Erholung

Paris – Seit Mitte 2014 ist der Ölpreis um etwa 60 Prozent gefallen. Zuletzt scheint es, als hätte eine Bodenbildung eingesetzt. Der Preis für ein Barrel bewegt sich derzeit bei gut 50 US-Dollar (WTI) bzw. bei knapp 60 US-Dollar (Brent). Glaubt man der neuen Mittelfristprognose der Internationalen Energieagentur, so wird sich die Erholung jedoch "in einem begrenzten Rahmen" bewegen. Die Agentur erklärt auch, wer in dem ganzen Spiel der große Verlierer sein wird.

Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) mit Sitz in Paris werde der Ölpreis noch einige Jahre brauchen, um sich vom Einbruch der letzten sechs Monate wieder zu erholen. Höchstwerte der vergangenen drei Jahre, als der Preis zumeist über der 100-Dollar-Marke notierte, werde es vorerst nicht geben.

Der große Verlierer soll Russland sein

Nach Einschätzungen der IEA werde der Sturzflug der Ölpreise bald abbremsen. Eine Rückkehr zu den fetten Jahren mit Preisen von über 100 Dollar werde es laut dem am Dienstag veröffentlichten Bericht jedoch vorerst nicht geben. Die Erholung werde sich „in einem vergleichsweise begrenztem Rahmen“ bewegen. Die Preiserhöhungen der letzten Tage würden vor allem an den Erwartungen der Spekulanten liegen und nicht an der Minderung der Fördermengen. Schaden werde das vor allem Russland, das momentan unter Sanktionen, Währungsschwankungen und niedrigen Preisen leidet. „Das Land wird sich wahrscheinlich als Hauptverlierer der Branche erweisen“, so die IEA.

Fracking könnte sogar gestärkt werden

In den USA hingegen werde es weiter gehen wie bisher. Nach Einschätzungen der IEA sei der Ölförderboom vorerst nicht am Ende. Bis 2020 werde den USA bei den momentanen Steigerungen der Produktion die wichtigste Rolle zukommen. Das Fracking werde möglicherweise sogar gestärkt aus den niedrigen Preisen herauskommen.

Kaum Impulse für die Weltwirtschaft

Der Wirtschaftskraft werde der niedrige Ölpreis, anders als in der Vergangenheit, keinen signifikanten Antrieb geben, so die IEA. Der Grund dafür sei die schwache Nachfrage nach Öl, die ihren Teil zum niedrigen Ölpreis mit beigetragen habe. Im laufenden Jahr werde die globale Nachfrage bei etwa 93,3 Mio. Barrel pro Tag liegen. In ihrem vorherigen Bericht ging die IEA noch von 94,2 Mio. Barrel pro Tag aus. Bis 2020 geht die IEA von einem jährlichen Wachstum der Nachfrage von 1,2 Prozent aus. Somit werde die Nachfrage nicht so stark wachsen, wie in den vergangenen Jahren prognostiziert. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Ölpreise aus und ein entsprechender Preisanstieg wird gebremst.

Seit Veröffentlichung der Prognose am gestrigen Dienstag gehen die Preise der beiden Rohölsorten Brent und WTI wieder leicht nach unten. Am heutigen morgen steht der Preis für ein Barrel Brent bei 57,89 und verliert im noch jungen Handelstag etwa 0,2 Prozentpunkte.

Quelle: IWR Online
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