20.02.2015, 08:35 Uhr

Sind bestehende Telekom-Netze sicher genug für Smart Grids & Co.?

Köln - Volker Schreiber ist Experte für Telekommunikationslösungen beim TÜV Rheinland. Er wird sich zukünftig mit einer neuen Studie befassen, in der es um intelligente Energiesysteme geht. Im Kern der Studie geht es darum, wie Deutschlands Stromnetze intelligent mit den Datennetzen verknüpft werden können, so dass keine zusätzlichen Netze errichtet werden müssen.

Schreiber beschreibt den Kern der Untersuchung: "Eine der zentralen Fragen ist: Können und sollten wir uns beim Ausbau auf bestehende Kommunikationsinfrastrukturen der Telekommunikationsunternehmen stützen oder müssen neue Netze errichtet werden?" Intelligente Stromnetze sind laut TÜV Rheinland „das Gewebe, aus dem die Zukunft gemacht ist“. Smart Grids basieren auf der engen Verzahnung von Energie- und Datennetzen, die leistungsstarke, ausfallsichere Infrastrukturen im Bereich IT und Telekommunikation erfordern. Der TÜV Rheinland untersucht die bestehenden Optionen im Rahmen des Forschungsprojektes "Energise“ („ICT-based „ENERgy Grid Implementation – Smart and Efficient“).

EU-Märkte Energie und Telekommunikation unterschiedlich ausgeprägt

Die Frage, die Schreiber stellt, ist aus Sicht des TÜV Rheinland eine komplexe, die jeder der insgesamt 28 EU-Mitgliedsstaaten vermutlich anders beantworte, da die Märkte in den Sektoren Energie und Telekommunikation unterschiedlich ausgeprägt und reguliert seien. Um von den Besten zu lernen und herauszufinden, ob es möglicherweise Ansätze gibt, die andere Länder besser nicht wiederholen, habe die EU-Kommission TÜV Rheinland und die WIK-Consult mit dem Forschungsstudie "Energise“ beauftragt.

Für dieses Forschungsprojekt mit einer Laufzeit von 27 Monaten stellt die Europäische Union knapp eine Mio. Euro bereit. Das WIK (Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste) wurde 1982 als Ideenschmiede des damaligen Postministeriums gegründet und hat sich inzwischen zum Beratungsinstitut für Kommunikationsdienste in Deutschland entwickelt. „Energise“ ist Teil des Groß-Forschungsprogramms „Horizon“, für das die EU bis 2020 fast 80 Mrd. Euro zur Verfügung stellt. Es soll die „Innovations-Union“ in Europa vorantreiben und so die globale Wettbewerbsfähigkeit insbesondere im Bereich Forschung und Innovation sichern.

Heterogene Ergebnisse werden erwartet

Die Studie sei eine Art „Crowd Sourcing“ auf EU-Ebene. In den nächsten Monaten werden der verantwortliche Projektleiter Andreas Windolph, Volker Schreiber und seine Kollegen mit allen wichtigen Stakeholdern der Länder einen konkreten Erfahrungsaustausch rund um den Ausbau der ICT-gestützten Infrastruktur für Smart Grids anstoßen, darunter die Wirtschafts- und Energieministerien der EU-Länder, die Regulierungsbehörden für Energie und Telekommunikation, die nationalen Netzagenturen sowie die großen Versorger. Ziel ist es, konkrete Konzepte und Lösungen zu ermitteln und mehr über den jeweiligen Aufwand und Nutzen zu erfahren. „Wir sind sehr gespannt auf die Erfahrungen, erwarten aber auch sehr heterogene Ergebnisse“, erklärt Schreiber. „Immerhin handelt es sich um komplexe Projekte, bei denen neben dem hohen Sicherheitsbedarf der Energienetze noch viele Faktoren wie etwa regulatorische Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind.“

Die einzelnen nationalen Konzepte wollen TÜV Rheinland und WIK-Consult zusammentragen und daraus ein theoretisches Modell entwickeln. Damit soll die EU den einzelnen Ländern die Planung der ICT-gestützten intelligenten Netze pragmatisch erleichtern und so die europäische Entwicklung der Smart Grids insgesamt befördern.

Quelle: IWR Online
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