27.02.2015, 12:46 Uhr

Siemens-Stiftung unterstützt Mini-Wasserkraft im Traktor-Reifen

München - Was vor mehreren Jahren zunächst als Kunstprojekt begann, nimmt nun immer konkretere Formen an: Aus dem Kunstobjekt "Rotor" hat ein interdisziplinäres Team aus Künstlern und Ingenieuren inzwischen ein mobiles Kleinst-Wasserkraftwerk gemacht. Es soll Strom in entlegene und ärmere Regionen der Welt bringen und ist auch schon von der Siemens-Stiftung ausgezeichnet worden.

Das mit dem empowering people Award der Siemens-Stiftung sowie anderen Umweltpreisen ausgezeichnete Kunstprojekt des Münchner Künstlers Markus Heinsdorff entwickelt sich weiter. Das mobile Kleinst-Wasserkraftwerk bietet mit einfachsten Mitteln die Möglichkeit, in Regionen ohne Zugang zu Elektrizität mittels Wasserkraft Strom zu erzeugen. Die Anlage erinnert an einen überdimensionierten Rettungsring, der in der Mitte die Stromerzeugungstechnik beinhaltet.

300 Mio. Menschen an Bächen und Flüssen ohne Strom

Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) haben etwa 1,3 Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu Elektrizität. Zudem soll etwa 300 Millionen Menschen ohne Stromversorgung in der Nähe von Flüssen und Bächen leben. Doch bisherige Lösungen zur Gewinnung von Strom aus Wasserkraft sind nach Angaben der Tüftler deutlich teurer, komplexer und oft sehr standortspezifisch. Das ist beim „Rotor“ anders: Er ist günstig, mobil und nutzt einen ungewöhnlichen "Schwimmer": Die Anlage ist so konzipiert, dass sie in dem Schlauch eines Traktor-Reifens installiert wird.

Serienproduktion beginnt in der zweiten Jahreshälfte 2015

Der international arbeitende Münchner Installationskünstler Markus Heinsdorff hat im Rahmen einer Kunst- und Wissenschafts-Kooperation mit dem Hydromechanik-Labor der TU München im Jahr 2011 das Objekt Rotor als Kunstprojekt gestartet. Ziel war es dabei auch, lokaler Versorgungsarmut in Entwicklungs- und Schwellenländern entgegenzuwirken. Das Projekt entwickelte eine Eigendynamik und steht nun nach drei Prototypengenerationen als mobiles low-cost Kleinst-Wasserkraftwerk kurz vor seiner Marktreife. Die Serienproduktion soll im zweiten Halbjahr 2015 beginnen.

Teile der Mini-Wasserkaftanlagen gut verfügbar

Der Rotor besteht aus einem großen Traktorenreifenschlauch als Schwimmer, einem Rahmen aus Bandeisen und einer Achse aus Stahlrohr, um die ein Rotor mit drei senkrechten Antriebsflügeln aus dünnem Metallblech oder Holz rotiert. Der Rotor wird am Ufer fixiert. Durch die Wasserströmung dreht sich das Rad mit den drei Flügeln wie eine Turbine, ein einfacher Stromgenerator erzeugt daraus bis zu 300 Watt. Der Rotor mit einem Durchmesser von 1,25 m und einer Höhe von etwa einem Meter basiert auf low-cost Technologie und kann auf einfachste Weise hergestellt werden. Seit 2011 wurde bereits die dritte Generationen des Rotors entwickelt und erfolgreich in Langzeittests in Deutschland und Bangladesch getestet, eine weitere Pilotinstallation in Kolumbien ist in Vorbereitung.

Quelle: IWR Online
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