26.03.2015, 12:46 Uhr

Wie stehen die Deutschen zur Braunkohle?

Berlin / Hamburg – Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat mit seinen Plänen für den „Klimabeitrag“ vor allem alte Braunkohle-Kraftwerke im Visier. Bislang sind es nur Vorschläge, die die Union als Koalitionspartner zudem noch ablehnt. In der Energiebranche wird heftig darüber diskutiert, doch was sagen eigentlich die Bundesbürger?

Sie stehen der Braunkohle-Förderung laut einer aktuellen Umfrage ablehnend gegenüber. Neue Tagebaue, wie sie derzeit in Garzweiler und in der Lausitz geplant sind, lehnen zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten ab. Fast jeder Fünfte (18 Prozent) fordert eine sofortige Stilllegung aller Tagebaue und Braunkohle-Kraftwerke. Die repräsentative Umfrage führte Yougov im Auftrag von WWF und Lichtblick durch. Allerdings gibt es auch Umfragen, deren Ergebnisse aufgrund der konkreten Fragestellung ein etwas anderes Stimmungsbild zeigen.

Über zwei Drittel befürworten das "Auslaufen der Kohleverstromung"

Lediglich 17 Prozent befürworten demnach neue Abbaugebiete. Das britisches Markt- und Meinungsforschungsinstitut Yougov hat für die Auftraggeber, den World Wildlife Fund (WWF) und dem Ökostrom-Anbieter Lichtblick 1.000 Bundesbürgern befragt. Zudem befürworten 67 Prozent das Auslaufen der Kohleverstromung insgesamt. 19 Prozent der Befragten sprechen sich sogar für eine zügige Abschaltung aller Kohlekraftwerke aus. 48 Prozent wollen im ersten Schritt nur die am stärksten umweltbelastenden Anlagen vom Netz nehmen.

WWF und Lichtblick: Gabriels "Klimabeitrag" ist Schritt in die richtige Richtung

Angesichts des anstehenden Verkaufs von Vattenfalls ostdeutscher Braunkohlesparte fordern WWF und Lichtblick einen Verzicht auf neue Abbaugebiete, wie sie derzeit in Brandenburg und Sachsen geplant sind. Beide Partner bewerten das von Bundeswirtschaftsminister Gabriel geplante Klimaschutz-Instrument für alte, besonders schmutzige Kohle-Kraftwerke als einen ersten Schritt in die richtige Richtung.

Sonne und Wind sichern die Zukunft, nicht Kohle

„Braunkohle ist der Klimakiller Nummer eins. Jeder neue Tagebau entwurzelt nicht nur ganze Dörfer, sondern behindert die Energiewende in Deutschland“, so Gero Lücking, Geschäftsführung Energiewirtschaft von Lichtblick. „Nicht Kohle, sondern Sonne und Wind sichern unsere Zukunft.“

„Braunkohle hat bisher nichts zu den schon erreichten Emissionsminderungen beigetragen. Es ist höchste Zeit dies zu verändern. Nur so kann Deutschland seine selbst gesteckten Klimaschutzziele erreichen und die Energiewirtschaft wird beschleunigt modernisiert. Das vorgelegte Instrument ist die unterste Grenze der notwendigen Klimaanstrengung“, sagt Regine Günther, Leiterin Klima- und Energiepolitik des WWF Deutschland.

Keine Überraschung: Ergebnis der DEBRIV-Umfrage klingt anders

Eine weitere Umfrage zu diesem Thema wurde Mitte März 2015 bekannt. Deren Ergebnisse lesen sich etwas anders, was mit Blick auf den Auftraggeber wenig überraschend ist. Danach sprachen sich 54 Prozent der Deutschen gegen das Abschalten von Braunkohlenkraftwerken aus, wenn dadurch "die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen steigt". Zudem wurde nach der Bereitschaft gefragt, höhere Strompreise in Kauf zu nehmen, damit "kostengünstigere Braunkohlekraftwerke zugunsten von teureren Gaskraftwerken abgeschaltet" werden können. Nur 21 Prozent der Befragten stimmten dieser Aussage zu, 60 Prozent lehnten das ab. Für die repräsentative Umfrage befragte das Meinungs- und Marktforschungsinstituts Insa Consulere bereits im Dezember 2014 insgesamt 2017 Menschen im Bundesgebiet. Auftraggeber war der Deutsche Braunkohlen-Industrie-Verein (DEBRIV).

Quelle: IWR Online
© IWR, 2015