16.04.2015, 09:58 Uhr

Schwarmstrom aus Mini-BHKWs drängt auf den Regelmarkt

Hamburg - Ein neu entwickeltes Verfahren ermöglicht es, dass nun auch der Strom vieler kleiner und vernetzter Blockheizkraftwerke am Markt für Regelenergie teilnehmen darf. Hinter dieser Idee steckt das Hamburger Energie- und IT-Unternehmen Lichtblick. Den Strom aus den Mini-KWK-Anlagen nennt Lichtblick "Schwarmstrom".

Lichtblick hat in Kooperation mit den Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) ein neues Verfahren entwickelt, wodurch auch die kleinen, intelligent vernetzten Kraftwerke an dem Markt für "Sekundärregelleistung" teilnehmen können. Der Regelenergiemarkt gilt generell als besonders lukrativ.

"Schwarmdirigent" steuert den "Schwarmstrom"

Im ersten Schritt stellt Lichtblick 400 Blockheizkraftwerke (BHKW) vom Typ ZuhauseKraftwerk für die Sekundärregelleistung (SRL) bereit. Gesteuert werden die Anlagen über die von Lichtblick entwickelte IT-Plattform mit wohlklingenden Namen "Schwarmdirigent".

Gero Lücking, Geschäftsführung Energiewirtschaft bei Lichtblick, spricht von einem "Quantensprung für die Energiewende". "Dezentrale Kraftwerke spielen nun dank Schwarmstrom in der Königsklasse der Stromerzeugung. Damit schaffen wir eine Blaupause für ein sicheres Stromnetz auf der Basis intelligenter und flexibler Mini-Kraftwerke", so Lücking. Das Regelenergie-Projekt wurde in seiner Forschungsphase vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.

Strom: Wie die Netzfrequenz stabil gehalten wird

Die Stromversorgung funktioniert nur dann zuverlässig, wenn die Netzfrequenz von 50 Hertz jederzeit stabil ist. Lichtblick bezeichnet dies als "Pulsschlag" des Netzes. Ein spezieller Kraftwerkspark liefert die dafür erforderliche Regelenergie. Er reagiert blitzschnell, wenn Verbrauch und Erzeugung auseinander driften und sichert so die Stromversorgung. Bisher stellen vor allem große Pumpspeicher-, Gas- oder Steinkohlekraftwerke Regelenergie bereit. Der Wandel von einer zentralen zu einer dezentralen Stromerzeugung verändert diesen Markt. Künftig werden auch immer mehr kleine Kraftwerke und Batteriespeicher flexibel Strom liefern und so Verantwortung für die Netzstabilität übernehmen.

Baureihen statt Einzelanlagen machen Prüfung effizienter

Um Regelenergie anbieten zu können, müssen Kraftwerke eine hohe Zuverlässigkeit und Flexibilität aufweisen. Erst dann werden sie für diesen Markt zugelassen. Während bisher jede einzelne Anlage untersucht werden musste, haben Lichtblick und die Übertragungsnetzbetreiber nun ein standardisiertes Verfahren entwickelt, mit dem sich eine ganze Baureihe kleiner Anlagen für den Regelenergie-Markt qualifizieren können. Damit konnten die Partner eine Hürde auf dem Weg zu dezentraler Regelenergie aus dem Weg räumen, weil die Einzelprüfung jedes Mini-Kraftwerks aus Sicht von Lichtblick zu teuer wäre.

Zukunft: Auch Elektroauto-Batterien und Solarspeicher sollen auf den SRL-Markt

Lichtblick betont, dass bei der Anlagenoptimierung die sicher Wärmeversorgung der privaten und öffentlichen Gebäude garantiert werde. Im nächsten Schritt will Lichtblick BHKW anderer Betreiber in den Regelenergiemarkt einbinden. Künftig sollen auch Wärmepumpen und Batterien positive und negative Regelenergie bereitstellen. So erprobt Lichtblick bereits gemeinsam mit Marktpartnern die Integration von Elektroauto-Batterien und Solarspeichern in den SRL-Markt.

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