22.04.2015, 11:41 Uhr

Windenergie: Offshore-Branche sorgt sich wegen BSH-Planungsstopp

Berlin - Die Offshore-Windenergie-Branche kritisiert den Genehmigungsstopp des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) für bestimmte Offshore-Projekte. Es geht um den "Wegfall der Planrechtfertigung bei zahlreichen Offshore-Windenergieprojekten in den küstenferneren Zonen".

Hintergrund ist laut BSH die Entscheidung der Bundesnetzagentur, keine weiteren Netzanschlüsse für diese küstenfernen Offshore-Windparks zu planen. Dahinter steckt wiederum die Novelles des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2014, nach der der Offshore-Ausbau bis 2020 nicht mehr 10.000 Megawatt (MW), sondern nur noch 6.500 MW umfassen soll. Die geplanten Projekte fernab der Küste werden zuerst geopfert. Die Stiftung Offshore Windenergie warnt vor einem "Stopp und Go"-Mechanismus. Weitere Verbände rund um die Offshore-Industrie in Deutschland schließen sich der Kritik an.

Entwicklungs-Potenziale für OWPs in küstenferner Zone 3 frühzeitig erschließen

"Wenn die Bundesregierung die Energiewende will, muss sie ihren nachgeordneten Behörden die Mittel in die Hand geben, die einen stetigen Offshore-Windenergie-Ausbau auch nach 2020 ermöglichen. Die Offshore-Windindustrie braucht Investitions- und Planungssicherheit und keinen weiteren ‚Stopp und Go‘-Mechanismus, insbesondere mit Blick auf den langfristigen Beitrag der Offshore-Windenergie zur Energiewende", sagte Jörg Kuhbier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Offshore Windenergie. "Die Beschränkung der Genehmigungspraxis auf Projekte der küstennahen Zonen 1 und 2 würde aber genau diesem Mechanismus Vorschub leisten."

In Bezug auf die langfristigen Ausbauziele der Bundesregierung bis 2030 und darüber hinaus mahnte Kuhbier Flexibilität von Politik und Behörden an. "Durch den geplanten Umstieg auf ein Ausschreibungssystem ist es besonders wichtig, dass die Branche eine ausreichende Perspektive erhält, damit die heute bestehende hohe Wettbewerbsintensität auch nach 2020 fortgesetzt wird. Nur durch eine langfristig verlässliche Regelung werden die von Politik und Industrie angestrebten Kostensenkungsziele erreicht werden. Das bedeutet auch, dass die Entwicklungspotenziale in der Zone 3 frühzeitig erschlossen werden müssen."

Lange Vorlaufzeiten der Offshore-Windenergie forderen Planungssicherheit

Jürgen Blume, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Offshore-Wind (AGOW) und im Offshore Forum Windenergie (OFW), erklärte zudem: "Die Offshore-Windenergie befindet sich aktuell auf gutem Kurs und wird die anvisierten 6,5 GW installierter Leistung bis 2020 voraussichtlich erreichen. Aufgrund der langen Vorlaufzeiten der Technologie brauchen wir aber eine langfristig stabile Projektpipeline und eine entsprechende Planungssicherheit."

Positive Entwicklung der Offshore-Branche braucht langfristige Perspektive

"Im Vertrauen auf die bis 2014 geltenden langfristigen Ausbauziele der Bundesregierung von 25 GW bis 2030 haben viele Projektentwickler bereits Ende des letzten Jahrzehnts mit den Planungen für weitere Offshore-Windparks begonnen. Dabei wurden für einzelne Projekte jeweils Mittel in zweistelliger Millionenhöhe investiert", sagte Ronny Meyer von der Offshore-Wind-Industrie-Allianz (OWIA). Dieser volkwirtschaftliche Wert müsse erhalten bleiben.

Zudem spiele die Offshore-Windindustrie eine bedeutende volkswirtschaftliche Rolle: "Bereits im Jahr 2013 wurden durch die Offshore-Windindustrie in Deutschland ca. 1,9 Milliarden Euro umgesetzt und rund 19.000 Menschen beschäftigt", sagte Matthias Zelinger, Geschäftsführer VDMA Power Systems. "Wir gehen davon aus, dass diese Werte in 2014 durch wachsende Exporte in etwa gehalten werden konnten und in 2015 durch einen erstarkten Heimmarkt deutlich ausgeweitet werden. Diese positive Entwicklung der Branche braucht eine langfristige Perspektive".

Milliardenmarkt Offshore-Windenergie

Aktuell sind inzwischen Offshore-Windparks mit einer installierten Leistung von rund 2.700 MW (= 2,7 Gigawatt, kurz GW) vollständig oder zum Teil am Netz. Bis Ende des Jahres erwartet die Branche, dass bis zu 3.000 MW vollständig in Betrieb und am Netz sein werden. Dies entspricht einem Gesamtinvestitionsvolumen von über zehn Milliarden Euro. Weitere Projekte mit einer Leistung von mehr als 1.500 MW und einem Investitionsvolumen von mehr als fünf Milliarden Euro verfügen bereits über eine Investitionsentscheidung.

Quelle: IWR Online
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