23.04.2015, 16:22 Uhr

Japans Wiedereinstieg in die Atomenergie: Gerichte sind uneins

Münster - Nachdem erst vor wenigen Tagen für zwei Atomreaktoren in Japan die Wiederaufnahme der Stromerzeugung durch ein lokales Gericht untersagt wurde, hat nun ein anderes Gericht über zwei weitere Reaktoren entschieden. Diesmal dürfen die Reaktoren wieder hochgefahren werden.

Dabei urteilte das Gericht im zweiten Fall mit gegensätzlicher Argumentation zum vorherigen Richterspruch und gibt damit den verzögerten Startschuss für Japans Wiedereinstieg in die Atomenergie.

AKW Sendai: Gericht sieht Sicherheit gewährleistet

Im aktuellen Fall geht es um zwei Reaktoren des Atomkraftwerks Sendai im Südwesten Japans, betrieben durch Kyushu Electric Power. Bürger hatten gegen das Wiederhochfahren der Reaktoren geklagt. Jetzt entschied ein japanisches Gericht darüber und wies die Befürchtungen der Bürger zurück. Diesmal argumentierte das Gericht nach Darstellung japanischer Medien, dass die Sicherheitsstandards angemessen seien. Die Kläger prüfen nun weitere juristische Schritte.

AKW Takahama: Gericht sieht nicht genügend Sicherheit

Mitte April berichtete IWR Online über die Entscheidung eines anderen japanischen Bezirksgerichts zum Wiederhochfahren zweier Reaktoren in Takahama vom Betreiber Kansai Electric Power Co. Dort zog das Gericht die Notbremse und untersagte die Wiederaufnahme der Stromerzeugung. Aus Sicht der Richter sei die Sicherheit des Betriebs nicht ausreichend gewährleistet. Die Kernkraftwerke könnten im Falle eines Erdbebens Schaden nehmen, berichteten verschiedene Medien.

Zuvor hatte schon die Atomaufsichtsbehörde in beiden Standorten ein Wiederhochfahren genehmigt. Beide Reaktoren würden die nach der Katastrophe erhöhten Sicherheitsbestimmungen erfüllen. Das Atomkraftwerk Sendai wird nach dieser Entscheidung voraussichtlich im Juli wieder ans Netz gehen.

Japans Regierung will zur Atomenergie zurück

Vier Jahre ist die Atomkatastrophe von Fukushima her. Der "größte anzunehmende Unfall“ (GAU) war im März 2011 nach einem Tsunami eingetreten und hinterlässt bis heute tiefe Spuren. Weite Landesabschnitte Japans waren und sind unbewohnbar. Sogar in Kanada wurden zuletzt radioaktive Spuren aufgrund des Unglücks in Japan gemessen. Doch nach Auffassung der japanischen Regierung um Premierminister Shinzo Abe seien die neuen Betriebsbestimmungen für Atomkraftwerke die sichersten der Welt und die Rückkehr zur Atomenergie sei versorgungstechnisch notwendig. Die japanischen Gerichte sind sich offenbar aber überhaupt nicht einig über die Einhaltung der Sicherheitsauflagen. Auch in weiten Teilen der japanischen Bevölkerung herrscht große Skepsis gegenüber dem geplanten Wiedereinstieg in die Atomkraft.

Quelle: IWR Online
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