16.06.2015, 10:56 Uhr

Nationale Konferenz Elektromobilität: Ziele noch erreichbar?

Berlin – In Berlin endet heute die zweitägige "Nationale Konferenz Elektromobilität". Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel und mehrere Bundesminister geben ihre Statements ab. Die bisherigen Erfolge in Sachen Elektromobilität werden dabei betont, doch der Durchbruch, mit dem auch die ambitionierten Ziele der Regierung erreicht werden können, lässt auf sich warten.

Auf der Konferenz wird beraten, wie in Deutschland der Markthochlauf für Elektroautos weiter angekurbelt werden kann. Das Ziel der Regierung ist es nach wie vor, bis zum Jahr 2020 einen Leitmarkt mit einer Million Fahrzeugen in Deutschland zu schaffen. Bei aktuell 19.000 angemeldeten E-Autos scheinen Zweifel berechtigt.

Elektroauto-Markt Deutschland mit hohen Verkaufs-Zuwächsen in 2015

Wie es in der offiziellen Regierungs-Mitteilung zur Veranstaltung heißt, habe „Deutschland in der Marktvorbereitungsphase zwischen 2011 und 2014 gute Fortschritte gemacht“. Mit aktuell 19 Elektro-Fahrzeugmodellen sei Deutschland ein internationaler Leitanbieter. Man gehe davon aus, dass bis zum Ende des Jahres etwa 30 Modell auf dem Markt sein werden. Im internationalen Vergleich der Leitmärkte liege Deutschland im Mittelfeld, entwickelt aber mit Verkaufs-Zuwächsen in 2015 von 95 Prozent in den ersten vier Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum eine sehr hohe Dynamik.

Der Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte anlässlich der Konferenz: „Wir haben bei der Elektromobilität in den vergangenen Jahren bereits Einiges erreicht, aber es gibt auch ganz klar weiterhin Nachholbedarf. Die Wirtschaft hat eine Reihe innovativer Elektrofahrzeuge entwickelt und auf den Markt gebracht, aber der Markthochlauf muss schneller voranschreiten. Ein wichtiger Punkt ist die Ladeinfrastruktur und zwar nicht nur die Infrastruktur als solche, sondern auch die Lade- und Abrechnungssysteme.“

Dobrindt: Elektromobilität muss emotional sein

Der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Alexander Dobrindt (CSU), setzt beim Automarkt auf Emotionen. Er fordert: "Elektromobilität muss emotional sein und Leidenschaft wecken für den Antrieb der Zukunft. Wir brauchen weitere Fortschritte bei Ladesäuleninfrastruktur, Ladedauer und Reichweite. Die Bundesregierung hat hierfür ein umfangreiches Maßnahmenpaket geschnürt. Dazu gehört es, Elektrofahrzeuge im Straßenverkehr zu privilegieren, was wir mit dem jetzt in Kraft getretenen Elektromobilitätsgesetz ermöglichen. Dazu gehört, dass wir für die Förderung von Wasserstofftankstellen jährlich mehr Geld in die Hand nehmen als bisher und quer durch die Republik ein starkes Netz aufbauen. Dazu gehört bis 2017 rund 400 weitere Elektroladesäulen an Autobahnraststätten zu bringen. Und dazu gehört die Umrüstung von Fahrzeugflotten – hier müssen öffentliche Institutionen Vorreiter sein und als Treiber wirken für die Entstehung eines funktionierenden Gebrauchtwagenmarktes."

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) legt den Finger in die Wunde: „Der Marktentwicklung, die wir jetzt eigentlich erwartet hatten, fehlt weiter die entscheidende Dynamik. Wir haben schon vieles erreicht und die Grundvoraussetzungen für den Markthochlauf sind vorhanden. Wir haben aber noch einen weiten Weg vor uns, um unsere selbstgesteckten Ziele zu erreichen.“

Die Nationale Konferenz Elektromobilität wird von der Gemeinsamen Geschäftsstelle Elektromobilität der Bundesregierung (GGEMO) organisiert. Partnerin der Konferenz ist die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE). Die NPE bringt etwa 150 Vertreter aus Industrie, Wissenschaft, Politik, Gewerkschaften und Verbänden zusammen, die auch Handlungsempfehlungen an Politik, Wirtschaft und Wissenschaft formulieren.

Kommentar Radio Bremen: Nachteile von Elektroautos weiterhin enorm

Ein Vorschlag zur Marktbelebung, der immer wieder genannt wird, ist eine Kaufprämie für neue Elektroautos. So hatte das Land Niedersachsen noch im März den Antrag im Bundesrat gestellt, eine Prämie von 5.000 Euro beim Kauf eines reinen Elektroautos zu vergeben. Doch dies lehnt auch der ADAC ab. "Eine Kaufprämie lehnen wir ab, weil sie einseitig nur wenigen privilegierten Autokäufern zu Gute kommt. Elektroautos sind nach wie vor sehr teuer und kommen für viele Menschen deshalb noch nicht in Frage", so ADAC-Präsident Dr. August Markl.

Für die Tagesschau kommentierte René Möller von Radio Bremen: „Denn seien wir ehrlich: Die Nachteile eines solchen Autos sind weiterhin enorm. Elektroautos sind deutlich teurer als ihre herkömmlichen Vorgänger. Die Akkus sind immer noch viel zu schnell leer. Ein Elektroauto kommt in der Regel mit voller Batterie nicht mal 190 Kilometer weit: Es sei denn, man fährt am Tage nicht über 100, ohne Licht und mit abgeschalteter Lüftung. Dann sind es vielleicht 30 Kilometer mehr. Für Pendler ist das nichts. Für Familien, die in den Urlaub wollen, erst recht nicht.“

Quelle: IWR Online

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