12.08.2015, 09:49 Uhr

Australiens Klimaziele ernten Kritik im eigenen Land

Sydney – Australien hat nun auch seine Klimaschutzziele für die UN-Klimakonferenz Ende dieses Jahres in Paris veröffentlicht. Doch diese Ziele werden von Opposition und Klimaschutz-Verbänden umgehend als wenig ambitioniert und unzureichend kritisiert.

Tony Abbott, Ministerpräsident von Australien, hat angekündigt, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 26 bis 28 Prozent zu reduzieren. Als Vergleichsjahr wird 2005 angegeben. Alleine die Wahl des Basisjahres löst Unverständnis aus, da 2005 ein Jahr mit besonders hohem CO2-Ausstoß gewesen sei. Australien ist nun das 53te Land, das seine Klimaschutzziele veröffentlicht hat. Es fehlen noch rund 140 weitere UN-Staaten.

Abbot will die Wirtschaft nicht abwürgen

Abbott verteidigt die australischen Klimaziele. Es sei wichtig, Emissionen zu senken, aber die australische Wirtschaft sei eben auch wichtig. Die eigene Wirtschaft solle nicht geschwächt werden, um die Umwelt zu stärken. Wie Bloomberg berichtet, gibt er sogar an, dass eine steigende Nutzung von australischer Kohle dem Klima helfen würde, da durch die qualitativ hochwertige australische Kohle die minderwertige regionale Kohle anderer Länder ersetzt würde und so Emissionen eingespart werden. Außerdem seien die Ziele mit einer Treibhausgasreduzierung von 26 bis 28 Prozent vergleichbar mit anderen Staaten wie den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union oder Kanada.

Regierungs-Berater: Australiens Klimaschutzziele zu gering

Dem australischen Ministerpräsidenten wird allerdings schon länger vorgeworfen, eher ein Gegner des Klimaschutzes zu sein und auch mit den jetzt veröffentlichten Zielen zu wenig zu unternehmen. Nachdem er bereits die Windenergie kritisiert hatte und Mitverantwortung dafür trage, dass sich in Australien kein Emissionshandel etablieren konnte, seien jetzt auch die Klimaziele weniger ambitioniert als er darstellt. Mit einer 26 bis 28 prozentigen Reduktion der Emissionen im Vergleich zu 2005 stehe Australien deutlich hinter der EU und den USA. Auf das gleiche Vergleichsjahr bezogen haben diese Staaten Emissionskürzungen von jeweils 34 Prozent (EU) und 41 Prozent (USA) angesetzt. Von der Climate Change Authority (CCA), einer unabhängigen Regierungsberatung in Sachen Klimaschutz, werden 40 bis 60 Prozent weniger Emissionen im Vergleich zum Jahr 2000 empfohlen. Mit 2005 als Vergleichsjahr entspricht dies sogar 45 bis 63 Prozent.

Australien-Debatte zeigt: Alternativer Klimaschutz-Ansatz notwendig

Das Beispiel Australien zeigt einmal mehr, in welchem Dilemma sich Regierungen in einem Klimaschutzregime befinden, in denen um Einsparungen und Begrenzungen verhandelt wird. Mit jeder vorgeschlagenen CO2-Begrenzung in einem Staat reagiert die Wirtschaft reflexartig mit der Androhung des Verlustes oder der Verlagerung von Arbeitsplätzen. Als Alternativmodell zu diesem Begrenzungsansatz gilt der CERINA-Plan. Der Grundgedanke dieses Modells ist als Folge der gescheiterten UN-Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 entstanden und basiert auf einem Investitionsansatz. Investitions-Rankings sind im Unterschied zu Begrenzungsansätzen positiv besetzt. In einer Investitions-Debatte stehen Innovationen, Wachstum und Beschäftigung im Vordergrund. Der zweite Schritt ist die verursachergerechte Verteilung der Investitionen auf die einzelnen Länder. Die Verteilung setzt dabei am CO2-Ausstoß eines Landes selbst nach dem Grundprinzip an: je höher der CO2-Ausstoß eines Staates, desto höher auch die Investitionen.

Quelle: IWR Online

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