12.08.2015, 10:54 Uhr

E.ON-Gewinn bröckelt weiter - CO2-Intensität deutlich gesenkt

Düsseldorf – Der Düsseldorfer Energiekonzern E.ON hat im ersten Halbjahr 2015 trotz steigender Umsätze weniger Gewinn erwirtschaftet. Das ist keine Überraschung. E.ON begründet die Entwicklung vor allem mit weiter gesunkenen Stromhandelspreisen, rückläufigen Ölpreisen und einem schwachen Rubel. In Sachen Klimaschutz ist der Konzern stolz auf seine Fortschritte: Im Vergleich zum Referenzjahr 1990 habe der Konzern die CO2-Intensität seiner Stromerzeugung in Europa um 35 Prozent gesenkt.

E.ON erwartet für das Gesamtjahr 2015 weiterhin ein EBITDA zwischen 7 und 7,6 Mrd. Euro sowie einen nachhaltigen Konzernüberschuss zwischen 1,4 und 1,8 Mrd. Euro. Konzernchef Johannes Teyssen sprach bei der Vorlage der Zahlen erneut auch die Notwendigkeit von Kapazitätsmärkten in Deutschland an. Die E.ON-Aktie legt im Handel am Mittwoch bislang um 0,5 Prozent auf 11,77 Euro zu (Kurs Xetra, 10:21 Uhr).

EBITDA sinkt auch in der Erneuerbaren-Sparte deutlich

Der Umsatz von E.ON ist in den ersten sechs Monaten mit 57,3 Mrd. Euro rund fünf Prozent höher als im Vorjahreszeitraum ausgefallen. Vor allem die kühleren Temperaturen der ersten Monate hätten den Gasabsatz um 62 Prozent ansteigen lassen. Das EBITDA zum 30.06. beträgt 4,3 Mrd. Euro (1. HJ 2014: 4,9 Mrd. Euro, -13 Prozent), der nachhaltige Konzernüberschuss 1,2 Mrd. Euro (1. HJ 2014: 1,5 Mrd. Euro, -21 Prozent). Die wirtschaftliche Nettoverschuldung konnte seit Jahresbeginn um 4,1 Milliarden Euro zurückgeführt werden. E.ON bekräftigt die feste Dividende von 0,5 Euro je Aktie für das Geschäftsjahr 2015.

Das EBITDA ist besonders in den Einheiten Erzeugung (-29 Prozent), Exploration & Produktion (-19 Prozent) und Nicht-EU-Länder (-33 Prozent) zurückgegangen. Das EBITDA der Sparte Erneuerbare Energien (Wind, Solar, Wasser) sank ebenfalls deutlich (-17 Prozent), jedoch vor allem aufgrund von Veräußerungen und hohen Einmalerträgen im Vorjahr. Die neu installierte Leistung der beiden Offshore-Windparks Amrumbank West und Humber Gateway beginnt sich dagegen positiv auszuwirken. Die Konzerneinheiten Deutschland (+6 Prozent) und Globaler Handel (+25 Prozent) konnten ihr Ergebnis steigern.

Neuer Finanzvorstand Sen betont den Ausbau der Offshore-Windparks

Gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden Johannes Teyssen stellte erstmals der neue Finanzvorstand Michael Sen den Zwischenbericht vor. Sen erklärte, dass die Transformation des Unternehmens in einer Phase extrem niedriger Strompreise und volatiler Ölpreise eine Herausforderung sei. Mit einer ausgewogenen Bilanz und einem starken Cashflow sei es aber möglich, weiter gezielt und diszipliniert in Zukunftsfelder zu investieren. Sen weiter: „In der zweiten Jahreshälfte gehen fast zwei Gigawatt an neuer effizienter konventioneller Kraftwerksleistung in den Niederlanden und Russland in den Markt und mehr als 500 Megawatt Offshore-Windkraft in der Nordsee. Das wird sich in den nächsten Quartalen positiv bemerkbar machen. Darüber hinaus sind derzeit zwei weitere große Offshore-Windparks – in Großbritannien und der deutschen Ostsee – geplant.“

Teyssen fordert weiter Kapazitätsmechanismen im Strommarkt

Teyssen wies auf neue Regelungen zur Absicherung der Stromversorgung in Großbritannien, Frankreich, Italien und Belgien hin. „Diese Länder haben die Bedeutung einer auch mittel- und langfristig jederzeit zuverlässigen Stromversorgung erkannt und entsprechende Kapazitätsmechanismen bereits eingeführt oder auf den Weg gebracht.“ Aus Sicht von Teyssen hinke Deutschland hinterher. Wie in anderen europäischen Staaten komme es auch in Deutschland darauf an, effizienter und klimaschonender Absicherungsleistung vor allem durch Gaskraftwerke eine längerfristige wirtschaftliche Perspektive zu bieten. Im Weißbuch für den Strommarkt, welches das Wirtschaftsministerium erst Anfang Juli diesen Jahres veröffentlicht hatte, spricht sich die Bundesregierung klar gegen die Einführung eines solchen Kapazitätsmarktes aus.

Die Vorbereitungen für die Teilung des Unternehmens in E.ON und Uniper liegen derweil im Plan. Teyssen hierzu: „Die Organisationsformen beider Unternehmen sind strukturiert und die beiden Ebenen unterhalb der Vorstände mit Führungskräften besetzt. Mit diesen gehen wir jetzt daran, die einzelnen Teams in den künftigen Unternehmensbereichen aufzubauen. Daneben werden nach und nach auch externe Stellen wie Finanzbehörden und Spaltungsprüfer eingebunden. Mit der Abspaltung wird sich E.ON im Kern auf Erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen konzentrieren, Uniper auf das klassische Kraftwerksgeschäft, den weltweiten Energiehandel und das Öl- und Gasfördergeschäft.“

E.ON senkt CO2-Intensität seit 1990 um 35 Prozent

Mit Blick auf die UN-Klimakonferenz im Dezember in Paris zeigte sich Teyssen zuversichtlich: „Die jüngsten G7-Beschlüsse und die Fortschritte bei der Wiederbelebung des Europäischen Emissionshandels sind gute Voraussetzungen für ein weltweites Abkommen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes.“ Auch E.ON selbst sei beim Klimaschutz auf einem guten Weg. Im Vergleich zum Referenzjahr 1990 habe der Konzern die CO2-Intensität seiner Stromerzeugung in Europa um 35 Prozent gesenkt. „Diesen Weg gehen wir entschlossen weiter, denn beim Klimaschutz wollen wir auch künftig Teil der Lösung sein“, so Teyssen.

Quelle: IWR Online

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