13.08.2015, 12:11 Uhr

Offshore-Plattform rettet Jung-Falken das Leben

Sakerfalke Rocket oben rechts lässt sich nicht anlocken (Bild: RWE Innogy)

Essen – Ein junger Falke von der Adlerwarte Berlebeck in Detmold in Nordrhein-Westfalen hat sich bei einem seiner ersten Flugversuche offenbar so hoch in die Lüfte begeben, dass er die Orientierung verlor. Starke Winde haben das Jungtier dann fernab seiner Station Richtung Küste getragen. In der Nordsee fand das Tier dann endlich einen rettenden Landeplatz: Das Umspannwerk des RWE-Offshore-Windparks "Nordsee Ost".

Wie der Windpark-Betreiber RWE berichtet, hätten die Windpark-Mitarbeiter den Sakerfalken mit Namen Rocket auf dem Umspannwerk 30 Kilometer vor der Küste von Helgoland entdeckt. Das Tier ist damit etwa 300 km entfernt von seiner Detmolder Station gelandet. Das Einfangen des Tieres gelang allerdings nicht auf Anhieb.

Rocket hat Thermik unterschätzt - Offshore-Umspannwerk war großes Glück

Wie Falkner Benjamin Aschmann von der Adlerwarte Berlebeck erklärt, sei Rocket mit zwölf Wochen noch ein junges und unerfahrenes Tier. Er sei mit acht anderen Falken auf der Anlage im Wildflug gewesen. Dabei habe Rocket die Thermik unterschätzt und dann die Orientierung verloren. Aschmann: „Nur so kann ich mir erklären, dass er soweit auf die offene Nordsee geflogen ist.“ Für Rocket sei es ein Glück gewesen, dass auf das Umspannwerk von „Nordsee Ost“ getroffen sei, so der Falkner. Dort ist der junge Falke dann Not gelandet.

Falke verschmäht Frikadelle

Die Offshore-Techniker von RWE Innogy haben den Falken dann auf einer Kabeltrasse entdeckt. Doch das Einfangen des Tieres stellet die größere Herausforderung dar: Ilja Rakoniewski, Senior Offshore Technician bei RWE Innogy, erzählt: „Zunächst wussten wir nicht, wie wir ihn einfangen sollten. Mit einer Frikadelle hat er sich nämlich nicht anlocken lassen. Wir haben dann mit der Vogelwarte auf Helgoland Kontakt aufgenommen und mit den Tipps der Fachleute konnten wir Rocket einfangen und nach Helgoland in die Obhut der Vogelschützer bringen.“ Falkner Aschmann weiß auch, warum die Lockversuche mit der Frikadelle ergebnislos geblieben sind: „Das kann aber gar nicht funktionieren, weil bei Falken vor allem das Sehorgan ausgebildet ist. Eine Frikadelle unterscheidet sich optisch ja ganz schön von herkömmlichem Fleisch.“

B. Aschmann (li., Adlerwarte Berlebeck) & Dr. J. Dierschke (Volgelwarte Helgoland) mit Rocket (Bild: RWE Innogy)

Offshore-Techniker wollen Rocket in Detmold besuchen

Nach den Tipps der Vogelwarte wurde dem Sakerfalken eine Decke über den Kopf geworfen und dann mit einem Crew-Boot auf die Insel gebracht. "Dort hat man sich rührend um das geschwächte Tier gekümmert und dann anhand des Fußrings ermittelt, wem der Falke gehört. Das war wirklich ein ganz besonderer Tag, den wir ebenso wie Rocket nicht so schnell vergessen werden", erklärte Christian Benedick, Servicetechniker für den Windpark Nordsee Ost. Nun planen Rakoniewski und Benedick einen Besuch der Adlerwarte Berlebeck. Neben dem Wiedersehen mit Rocket wollen sie auch eine Spende von RWE Innogy in Höhe von 300 Euro überreichen.

Quelle: IWR Online
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