26.08.2015, 08:32 Uhr

Studie: 100 Prozent regenerative Stromversorgung mit Power-to-Gas-Speichern spart Milliarden

Berlin – Mit Windgas bezeichnet Greenpeace Energy die Speicherung von überschüssigem Windstrom in Form von Wasserstoff, das auf dem Weg der Elektrolyse gewonnen wurde. Eine Stromversorgung ausschließlich mit erneuerbaren Energien zu verhältnismäßig geringen Kosten könne dadurch ermöglicht werden, stellt nun eine neue Studie im Auftrag von Greenpeace Energy fest.

Laut den Berechnungen würde ein Stromsystem mit Windgas-Anlagen ab 2040 im Vergleich zu der von der Bundesregierung langfristig angestrebten Aufteilung 80 Prozent erneuerbare und 20 Prozent konventionelle Energien eine jährliche Ersparnis zwischen zwei und sechs Milliarden Euro bringen, die bis 2050 auf gut 12 bis 18 Milliarden ansteigen könnte. Das 80-20-Ziel der Bundesrierung soll bis 2050 erreicht werden.

Ausbau der Speichertechnologie Voraussetzung für die Energiewende

Wind- und Sonnenenergie unterliegt starken Dargebotsschwankungen. Bisher wird überschüssiger Wind- und Solarstrom, der gerade nicht verbraucht wird oder vom Netzt aufgenommen werden kann, kaum genutzt. Mit dem weiteren Ausbau erneuerbarer Energien wird dieses Problem noch zunehmen. Im Jahr 2015 werden die Stromüberschüsse bis zu 154 Mrd. Kilowattstunden (kWh) betragen, was etwa 20 Prozent der deutschen Bruttostromerzeugung im Jahr 2012 entspricht. Zu dem Ergebnis kommt die Studie „Bedeutung und Notwendigkeit von Windgas für die Energiewende in Deutschland“. Verfasst wurde sie im Auftrag von Greenpeace Energy von der Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher (FENES) an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH) und dem Berliner Analyseinstitut Energy Brainpool. Ein Ausbau der Speichermöglichkeiten ist für die konsequente Realisierung der Energiewende unerlässlich, da andernfalls weiterhin fossile Kraftwerke für die Sicherung der Grundlast während „Dunkelflauten“, also Zeiten ohne Wind und Sonneneinstrahlung, eingesetzt werden müssten.

Große Speicherkapazitäten im Erdgasnetz

Dem Problem der Stromüberschüsse könne laut der Studie mit Hilfe des Ausbaus der Windgas-Technologie begegnet werden. Dies würde sogar eine Stromversorgung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien ermöglichen. Beim Energiespeichersystem Windgas, das oft auch allgemein als „Power-to-Gas“ bezeichnet wird, wird mit Hilfe einer Einspeichereinheit (Elektrolyseur) unter Einsatz überflüssigen Stroms Wasserstoff (H2-Windgas) oder Methan (CH4-Windgas) erzeugt. Die große Kapazität des deutschen Erdgasnetzes erlaubt es, beträchtliche Mengen dieses Windgases in bestehenden unterirdischen Kavernen und Porenspeichern einzulagern. Eine Rückverstromung ist beispielsweise mit Gas- und Dampfkraftwerken möglich. Die Studie errechnet eine Speicher-Leistung des Gasnetzes von 66.000 Megawatt (MW), wodurch eine rein erneuerbare Stromversorgung über drei Monate abgesichert werden könne.

Hohe Anfangsinvestititonen erforderlich

„Mit Hilfe von Windgas erreichen wir bis 2050 eine erneuerbare Vollversorgung im Stromsystem zu deutlich geringeren Kosten als beim von der Bundesregierung angestrebten Mix von 80 Prozent erneuerbaren und 20 Prozent fossilen Energieträgern, und dies bei voller Versorgungssicherheit für den Industriestandort“, erklärt Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei der Energie-Genossenschaft Greenpeace Energy. Die Umsetzbarkeit dieses Planes erfordert allerdings hohe Anfangsinvestitionen, heißt es in der Studie. Zudem sei eine Überarbeitung der politischen Zielsetzung nötig: Derzeit plant die Bundesregierung noch, den Anteil der Erneuerbaren bis 2050 auf 80 Prozent zu steigern. 20 Prozent sollen aber weiterhin von fossilen Kraftwerken stammen, die derzeit auch noch geplant und gebaut werden.

Quelle: IWR Online

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