31.08.2015, 08:05 Uhr

Künstliches Atoll vor Belgien soll Regenerativ-Strom speichern

De Haan, Belgien - Eine künstlich angelegte Insel in der Nordsee kann zukünftig als Speicher für Windenergie vor Belgiens Küsten dienen. Ob dieses außergewöhnliche Projekt durchgeführt wird, soll das belgische Parlament in den nächsten Wochen entscheiden.

Bereits seit drei Jahren ist das sogenannte „iLand“ im Gespräch. Umgesetzt werden soll das Projekt u.a. von dem Belgischen Unternehmen Deme und GDF Suez Electrabel. Doch die Idee stößt auf heftigen Widerstand.

Pumpspeicher im Meer

Drei Kilometer vor der Küste Belgiens soll das Energie-Atoll entstehen. Künstlich soll ein 6.500 Meter langer und zehn Meter hoher ovaler Wall aufgeschüttet werden. In der Mitte des Walls liegt dann ein künstlicher See. Pumpen, angetrieben durch den überschüssig produzierten Strom der Windkraftanlagen, sollen das Wasser aus dem See hinauspumpen. Wird Strom benötigt, soll zufließendes Wasser Unterwasser-Turbogeneratoren in Strom verwandeln. Der Energieinhalt des Sees wird auf 2.000 Megawattstunden geschätzt, was in etwa dem Jahresbedarf von 500 Durchschnittshaushalten entspricht. Wenn der See leer ist, kann die Anlage Strom mit einer Leistung von bis 500 Megawatt erzeugen.

Belgien hat Nachholbedarf bei Energiewende

Das iLand soll die Auswirkungen der unregelmäßig produzierenden Windparks ausgleichen. Derzeit produzieren Windparks mit einer Gesamtleistung von ca. 700 Megawatt Strom für Belgien. Im Vergleich zu anderen Ländern hinkt das Land damit beim Thema Energiewende noch hinterher. Bis 2020 soll der Anteil erneuerbare Energien am gesamten Endenergieverbrauch von derzeit sechs Prozent auf 13 Prozent angehoben werden.

Uneinigkeit im Parlament

Die Idee entstand bereits Ende 2012. Im April dieses Jahres legte das belgische Parlament die Entscheidung über das Projekt erst einmal auf Eis und verschob diese auf nach die Sommerpause. Im Parlament gehen die Meinungen jedoch stark auseinander. Senator Wilfried Vandaele (Niew-Vlaamse Alliantie) spricht sich auf seiner Homepage gegen die Insel aus. Für ihn seien einige offene Fragen bezüglich möglicher Umweltschäden und Auswirkungen auf den Tourismus zu klären. Außerdem entspräche der Preis der dort produzierten Energie dem 2,5-fachen des üblichen Marktpreises und er befürchtet, dass die Bürger für den Bau der Anlage aufkommen müssen. Bart Tommelein, liberaler flämischer Staatssekretär im Nordseeministerium, widerspricht dem. Er hält die Umsetzung des Projektes bis 2019 für realistisch.

Quelle: IWR Online

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