02.09.2015, 09:56 Uhr

Elektromobilität & Co.: Durchbruch bei alternativen Antrieben lässt weiter auf sich warten

Berlin - Benzin und Diesel dominieren auch weiterhin die Kraftstoffnachfrage im deutschen Straßenverkehr. Elektro-, Hybrid- oder Brennstoffzellenautos spielen hingegen eine untergeordnete Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Auch außerhalb von Deutschland tun sich alternative Antriebe demnach schwer. Weltweit bleiben konventionelle Kraftstoffe vorherrschend und die Nachfrage steigt sogar, so das DIW Berlin. Hauptgrund sei, dass der Straßengüterverkehr zunimmt und immer mehr Menschen auch in Entwicklungs- und Schwellenländern Kraftfahrzeuge nutzen.

Alternative Antreibe haben Hoffnungen kaum erfüllt

Uwe Kunert ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin und hat die Studie gemeinsam mit seiner Kollegin Hella Engerer erstellt. Er stellt fest, dass alternative Antriebe und Kraftstoffe die in sie gesetzten Hoffnungen trotz einer teilweise massiven staatlichen Förderung bisher leider kaum erfüllen konnten. „Deshalb muss die Politik gegensteuern, um die Umweltverträglichkeit des Straßenverkehrs insgesamt weiter zu erhöhen. Dazu gehört, die konventionellen Kraftstoffe wieder stärker in den Blick zu nehmen und auf ihre effizientere und emissionsärmere Nutzung hinzuwirken.“ Auch die unverhältnismäßige steuerliche Bevorteilung von Diesel sollte die Politik aus DIW-Sicht beenden. Diese Dieselemissionen seien besonders gesundheitsschädlich, so die Autoren.

Kraftstoffnachfrage steigt vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern

Weltweit wurden im Straßenverkehr im Jahr 2012 rund 1,8 Milliarden Tonnen Kraftstoffe verbraucht – dazu zählen Benzin und Diesel einschließlich der Biokraftstoffe sowie Flüssiggas (LPG). Die Nachfrage lag um insgesamt fast 30 Prozent höher als Anfang des Jahrtausends, lediglich im weltweiten Rezessionsjahr 2009 gab es einen kleinen Dämpfer. Während in den USA und einigen weiteren OECD-Ländern die Nachfrage nach 2007 gefallen ist und damit heute wieder auf dem Niveau des Jahres 2000 liegt, hat sie in den Nicht-OECD-Staaten um 80 Prozent zugenommen und sich in den BRIC-Ländern (Brasilien, Russland, Indien, China) sogar mehr als verdoppelt. Insgesamt beträgt der Anteil der Nicht-OECD-Länder am weltweiten Kraftstoffverbrauch im Straßenverkehr 45 Prozent. Zum Vergleich: Europa hat einen Anteil von 15 Prozent, Tendenz fallend.

Diesel weltweit auf dem Vormarsch

Flüssiggas beispielsweise wird laut der Studie als alternativer Kraftstoff zwar in steigenden Mengen eingesetzt, dennoch sei sein Weltmarktanteil mit kaum mehr als einem Prozent vergleichsweise gering. Auffällig sei die boomende Nachfrage nach Diesel: Weltweit ist der Jahresbedarf seit Beginn des Jahrtausends um fast 300 Millionen Tonnen gestiegen, der Weltmarktanteil liegt bei mittlerweile 45 Prozent. In Europa beträgt der Diesel-Anteil sogar 70 Prozent – vor allem deshalb, weil immer mehr Güter auf der Straße transportiert werden und die LKW in der Regel mit Dieselkraftstoffen fahren. Auch in Deutschland gewinnt Diesel noch an Bedeutung: Während immer weniger Benziner (2013: etwa 30 Millionen) auf den Straßen unterwegs sind, hat sich sowohl die Zahl der Diesel-PKW (2013: rund 13 Millionen) als auch deren Fahrleistung und Kraftstoffbedarf seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt.

Förderung alternativer Kraftstoffe wirkt kaum – Dieselsteuern erhöhen

In Deutschland ist der Kraftstoffbedarf seit Beginn des Jahrtausends um vier Prozent gesunken, obwohl die Zahl der Kraftfahrzeuge um 16 Prozent und die Fahrleistung um neun Prozent gestiegen sei. Verantwortlich dafür waren laut DIW effizientere Verbrennungsmotoren. Fahrzeuge mit alternativen Antrieben sind hingegen noch immer kaum verbreitet: Sie machen nur 1,5 Prozent des Fahrzeugbestands in Deutschland aus. Trotz erheblicher steuerlicher Vorteile decken beispielsweise Erd- und Flüssiggas nur 1,5 Prozent des Energiebedarfs im Straßenverkehr. Das gelte nicht nur für Deutschland, sondern auch in Europa insgesamt. Trotz steuerlicher Vorteile für alternative Kraftstoffe habe sich nur wenig am Kraftstoffmix geändert.

„Die Politik sollte außerdem darüber nachdenken, insbesondere die Dieselsteuern zu erhöhen, am besten koordiniert auf europäischer Ebene“, so Kunert. „In Deutschland sind die Energiesteuern seit zwölf Jahren unverändert – angesichts der Preisentwicklung in diesem Zeitraum bedeutet das, dass die Steuersätze real um fast ein Fünftel gesunken sind.“

Quelle: IWR Online

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