16.09.2015, 08:39 Uhr

Bosch will mit neuer Batterie-Technologie an die Spitze

Hayward/Stuttgart – Bosch zeigt erstmals eine neue Batterietechnologie für Elektroautos, die bereits in fünf Jahren serienreif sein könnte. Dazu hat der Autozulieferer aus Stuttgart das US-amerikanischen Start-up Seeo Inc. aus Hayward in der Nähe des Silicon Valley erworben.

Bosch verfügt nun nach eigener Darstellung im Zusammenspiel mit der Batterie-Eigenentwicklung über „entscheidendes Know-how“ im Bereich neuartiger Festkörperzellen für Lithium-Batterien sowie exklusive Patente.

Bosch-CEO erklärt Festkörperzelle zur Durchbruchstechnologie

„Bosch setzt sein Wissen und hohe Finanzmittel ein, um den Durchbruch der Elektromobilität zu schaffen“, sagt Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH. „Die Festkörperzelle könnte eine entscheidende Durchbruchstechnologie sein“, so Denner. Bis jetzt war das erklärte Branchenziel, im Laufe dieses Jahrzehnts die Energiedichte von Batterien zu verdoppeln und ihre Kosten zu halbieren. Bosch sieht das Potenzial, mit den neuen Festkörperzellen die Energiedichte bis 2020 mehr als zu verdoppeln und die Kosten nochmals deutlich zu senken. Ein vergleichbares Elektroauto, das heute 150 Kilometer weit fährt, könne dann also mehr als 300 Kilometer ohne Aufladen zurücklegen und weniger kosten, so das Unternehmen.

Strategische Ergänzung der bestehenden Batterieforschung

Bosch bietet derzeit ein breites Portfolio an Komponenten für die Elektromobilität, vom Motor über die Leistungselektronik bis hin zur Batterie. Bisher hat Bosch damit 30 Serienprojekte realisiert. Der Zukauf von Seeo Inc. füge sich in die Elektromobilitäts-Strategie von Bosch ein. Nach Einschätzung des Unternehmens werden im Jahr 2025 rund 15 Prozent aller weltweit gebauten Neufahrzeuge einen elektrischen Antrieb haben. In Europa werde dann sogar mehr als ein Drittel aller neuen Autos elektrisch angetrieben, wobei die meisten als Plug-in-Hybride konzipiert sein werden. 2014 gründete Bosch hierfür mit GS Yuasa und der Mitsubishi Corporation das Joint Venture Lithium Energy and Power GmbH & Co. KG, um eine leistungsstärkere Generation von Lithium-Ionen-Batterien zu entwickeln. Die Technik von Seeo Inc. ergänzt die bisherige Zusammenarbeit mit den japanischen Partnern. So verbindet sich wegweisende Start-up-Technologie mit dem System- und Technologie-Know-how von Bosch, der Zell-Kompetenz von GS Yuasa und der breiten industriellen Basis der Mitsubishi Corporation.

Festkörper-Technologie ermöglicht Anode aus reinem Lithium

Zulieferer und Hersteller forschen seit Jahren an leistungsstärkeren Batterien. Die Batterie eines Elektroautos besteht aus vielen Zellen, die zusammengeschaltet sind. Zellen sind laut Bosch ein wesentlicher Teil der Wertschöpfung. Die Leistung eines Energiespeichers lasse sich mit verschiedenen Methoden verbessern. Beispielsweise spiele in der Zellchemie das Material der Plus- und Minuspole (Kathode und Anode) eine große Rolle. Bei aktuellen Lithium-Ionen-Batterien sei die Energiedichte unter anderem dadurch limitiert, dass die Anode zu großen Teilen aus Graphit besteht. Durch die Festkörper-Technologie kann Bosch die Anode aus reinem Lithium fertigen, was die Speicherfähigkeit deutlich erhöht. Die neuen Zellen kommen zudem ohne Flüssigelektrolyt aus und sind somit nicht brennbar. „Die reine Lithium-Anode ist ein großer Innovationssprung im Aufbau der Batteriezelle“, sagt Denner. Bosch verfügt durch den Zukauf von Seeo Inc. nun über erste Musterzellen. Laut Bosch besitzen sie das Potenzial, den hohen Anforderungen der Automobilindustrie an Dauerhaltbarkeit und Sicherheit gewachsen zu sein.

Quelle: IWR Online

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