23.09.2015, 11:27 Uhr

Weiteres riesiges Kohle-Kraftwerk in Betrieb

Mannheim – Ein weiteres großes Steinkohle-Kraftwerk ist in Deutschland nun ans Netz gegangen. Die Investitionssumme für das Kraftwerk mit einer elektrischen Bruttoleistung von 911 Megawatt (MW) beläuft sich auf 1,2 Milliarden Euro. Einweihen musste das CO2-emittierende Kraftwerk ausgerechnet ein grüner Landes-Umweltminister.

Im Beisein von Baden-Württembergs Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller (Bündnis 90/Die Grünen) ist am Dienstag (22.09.2015) in Mannheim Block 9 des Großkraftwerks Mannheim (GKM) offiziell in Betrieb genommen worden. Hinter der Betreibergesellschaft GKM AG stecken die Energiekonzerne RWE (40 Prozent), EnBW (32 Prozent) und MVV Energie (28 Prozent).

Energieminister Untersteller: GKM 9 wohl letztes Kohlekraftwerk im Ländle

Auch wenn das Kraftwerk als eines der modernsten Steinkohlekraftwerke weltweit gilt, fühlte sich Minister Untersteller offenbar nicht ganz wohl. Sein Kommentar: „Kohle ist nicht der Brennstoff der Zukunft. Aber noch brauchen wir sie für eine sichere Energieversorgung in Deutschland. GKM 9 leistet dazu einen effizienten Beitrag.“ Untersteller betonte, dass er Wind und Sonne als Energieträger uneingeschränkt vorziehe, aber: „Trotzdem freue ich mich als Energieminister, dass GKM 9 helfen kann, die Stromversorgung in Baden-Württemberg auch zukünftig zu sichern. Wir können derzeit leider noch nicht komplett auf Kohle als Brennstoff verzichten, aber wenn wir sie schon nutzen müssen, dann so, wie im GKM Block 9.“

GKM 9 verfügt nach Angaben des Betreibers über einen Wirkungsgrad von 46,4 Prozent, und der Brennstoff werde bei Nutzung der Wärme zu fast 70 Prozent genutzt. Das seien für ein Kohlekraftwerk richtig gute Zahlen, so Untersteller. Durch die gleichzeitige Stilllegung älterer Blöcke am Standort werde unterm Strich künftig auch weniger CO2 ausgestoßen als bisher. „Dennoch“, sagte Untersteller, „bin ich überzeugt davon, dass GKM 9 das letzte Kohlekraftwerk ist, das in Baden-Württemberg ans Netz geht.“

Weitere Kohlekraftwerke am Netz bzw. in den Startlöchern

Neben dem neuen Block 9 in Mannheim sind zuletzt weitere Kohlekraftwerke ans Netz gegangen bzw. stehen kurz davor. So stehen für das neue Steinkohle-Kraftwerk Eemshaven nahe der deutsch–niederländischen Grenze stehen nun alle Ampeln „auf grün“. Die beiden Blöcke des Kohlekraftwerks an der Ems mit einer elektrischen Bruttoleistung von zusammen 1.600 Megawatt (MW) haben Mitte 2015 den kommerziellen Betrieb aufgenommen. Betreiber ist der deutsche Energiekonzern RWE. Umweltschutzorganisationen sowie u.a. auch deutsche Gemeinden aus der Umgebung hatten zwar wegen der Schadstoffemissionen Einspruch gegen die Anlage eingelegt. Doch dieser wurde vom niederländischen Staatsrat zuletzt endgültig abgelehnt.

Vattenfall hat das Kohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg Ende Februar gestartet. Mit Block B ist zunächst nur einer der beiden Blöcke mit einer Leistung von jeweils rund 830 MW am Netz. Block A soll aber ebenfalls noch in 2015 folgen.

E.ON drängt mit dem neuen Kohlekraftwerk Maasvlakte in Rotterdam auf den Strommarkt. Vorgesehener Start des Kohlekraftwerks mit einer Leistung von 1.100 MW war eigentlich das letzte Quartal 2014. Technische Probleme haben die Aufnahme der regulären Stromproduktion bisher verhindert.

Quelle: IWR Online

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