23.09.2015, 12:05 Uhr

Digitalisierung der Energiewende: Kosten und Nutzen der intelligenten Messsysteme

Berlin – Die Konsultation zu intelligenten Messsystemen hat begonnen. Bis Mitte Oktober lädt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) Länder und Verbände ein, sich zum Entwurf zu äußern. Erste Stellungsnahmen fallen positiv aus, doch die Verbände äußern einige Bedenken.

Nach Ansicht des BMWi können intelligente Messsysteme beim Ausbau erneuerbarer Energien eine wichtige Rolle spielen. Durch die Visualisierung des Energieverbrauchs und die digitale Vernetzung soll eine effizientere Nutzung von Energie ermöglicht werden. Im Zentrum des Reglungspakets steht der Datenschutz und Datensicherung durch technische Mindestanforderung, das Verhältnis von Kosten und Nutzen sowie der zuverlässige Datenverkehr.

bne: Intelligente Mess- und Steuersysteme sind "Rückgrat des digitalen Energiesystems"

Für Robert Busch, Geschäftsführer beim Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) sind intelligente Mess-, Zähl- und Steuersysteme, über die verbundene PV-Anlagen, Speicher oder Produktionsanlagen auf Signale aus dem Netz reagieren können, das Rückgrat des digitalen Energiesystems von morgen. Ein verbindlicher Rechtsrahmen mit klaren Vorgaben für Messsysteme sei daher ein längst überfälliger Schritt. Für Verbraucher und Marktteilnehmer soll Transparenz geschafft werden, wann und wie eine Einbaupflicht für Smart Meter greift, wer diese umsetzten soll und auch ob die Möglichkeit zur Auswahl eines wettbewerblichen Anbieters gibt, so der bne. Der Verband sieht es zudem als sinnvoll an, dass zunächst Verbrauchsgruppen mit höheren Energieverbräuchen die Systeme installieren, da hier ein größeres Potenzial zur Flexibilisierung bestehe. Der Einbau der intelligenten Messgeräte solle stufenweise erfolgen. Zudem unterstreicht der bne die Chancen für neue Geschäftsmodelle durch die Digitalisierung. Kunden können so zu „Prosumern“ werden, welche selbst über Wärmepumpen oder Photovoltaik-Anlagen verfügen.

VKU: warnt vor Monopolisierung bei der Bilanzkreisabrechnung

Katherina Reiche, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) erklärt in der Stellungnahme des Verbands: „Wir begrüßen den Entwurf, weil damit alle notwendigen Regelungen zum Rollout intelligenter Messsysteme und moderner Messeinrichtungen gebündelt werden.“ Weiter betont sie, dass es für die Stadtwerke wichtig sei, dass Aufwand und Nutzen stimmen. Es könne zu unnötiger Bürokratie kommen, wenn Kunden neben der normalen Stromrechnung eine weitere Rechnung für das Messsystem begleichen müssen. Zudem würden die Anforderungen an den Datenaustausch und die Pflichten der an der Datenkommunikation Beteiligten neu geregelt werden. Die Durchführung der sogenannten Bilanzkreisabrechnung, welche bisher Aufgabe der Verteilnetzbetreiber war, soll künftig von den Betreibern der Übertragungsnetze mit übernommen werden. Vier regional abgegrenzte Übertragungsnetzbetreiber würden den Prozess übernehmen, „was faktische eine Monopolisierung ist“, so Reiche.

BDEW: Intelligente Messgeräte, wo der Nutzen die Kosten übersteigt

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), welcher über 1.800 Unternehmen der Energiewirtschaft vertritt, begrüßt den Einbau intelligenter Messgeräte ebenfalls dort, wo Kosten und Nutzen in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Die Technik soll auch helfen, Schwankungen in Erzeugung und Verbrauch effizient zu steuern. Besonders hebt der BDEW die Bedeutung des Datenschutzes im Entwurf hervor. Der Verband sieht jedoch noch einige Fragen als ungeklärt an. Zum einen sei die Frage nach der Refinanzierung der Investitionskosten bei den Messstellenbetreibern noch offen. Zum anderen bezweifelt der BDEW, dass Regelungen über die Weitergabe der Daten bis 2017 erarbeitet sind.

Quelle: IWR Online

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