06.10.2015, 09:51 Uhr

Fossile Energie-Importe belasten Entwicklungsländer stark

Berlin – Trotz der stark gesunkenen Ölpreise im zweiten Halbjahr 2014 sind die weltweiten Ausgaben für den Import fossiler Energieträger lediglich um knapp sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Im Gesamtjahr 2014 belief sich der Import von Brennstoffen global auf 3,15 Billionen US-Dollar. Besonders hart sind von diesen Kosten sind nach wie vor Entwicklungs- und Schwellenländer betroffen.

Diese Zahlen teilte nun die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) unter Berufung aktuellen Daten der Welthandelsorganisation (WTO) mit. Die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffimporten sei für viele Schwellen- und Entwicklungsländer besonders schmerzhaft. So entfiel in Indien 2014 fast ein Viertel der gesamten Ausgaben im Warenimport auf fossile Brennstoffe.

Bis zu 30 Prozent der Nettoimporte allein für fossile Energien

Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), erklärte: „Ein Umstieg auf Erneuerbare Energien erspart teure Importe, entlastet die öffentlichen Haushalte und die Umwelt." Von einem solchen Umstieg würden vor allem viele Schwellen- und Entwicklungsländer profitieren. Hohe Ausgaben für fossile Energieträger fielen neben Indien auch in weiteren Staaten an. In Pakistan waren es sogar rund 30 Prozent, in China 14 Prozent, die auf den Warenimport fossiler Brennstoffe entfallen. In Deutschland erreichte der Anteil immerhin noch neun Prozent. Bei diesen Werten handelt es sich laut AEE jeweils um den Nettoimport, Re-Exporte fossiler Brennstoffe sind also bereits abgezogen.

Um die Handelsbilanz vieler weiterer Staaten ist es ähnlich schlecht bestellt, obwohl die Erdölpreise im zweiten Halbjahr 2014 massiv sanken. „Zwar werden die niedrigeren Ölpreise 2015 den nominalen Wert der fossilen Importe voraussichtlich senken. Investoren und Staaten tun aber gut daran, weiterhin verstärkt in Erneuerbare Energien zu investieren, um ihre Handelsbilanz und die Umwelt zu schonen“, so Vohrer.

Verkehrssektor besonders erdöl-abhängig

Besonders abhängig vom Import fossiler Energien sei der Verkehrssektor, und zwar mit steigender Tendenz. Inzwischen entfallen knapp zwei Drittel der weltweiten Erdölnachfrage auf den Transportsektor, vor vierzig Jahren waren es erst 45 Prozent. Gleichzeitig konnten erneuerbare Energien im Verkehrssektor bisher kaum Fuß fassen. „Die Elektromobilität steckt noch in den Kinderschuhen. Nachhaltig erzeugte Biokraftstoffe haben noch viel Potenzial. Eine Verlagerung auf die Schiene ist kaum angepackt. Dies gilt bis auf wenige Ausnahmen weltweit. Kurz: Erneuerbare Energien werden im Verkehrssektor systematisch benachteiligt. Das liegt nicht zuletzt an massiven Subventionen für fossile Energien“, kritisiert Vohrer.

AEE: Fossile Subventionen abschaffen

Der Internationale Währungsfonds (IWF) beziffert laut AEE die globalen Subventionen für fossilen Treibstoff weltweit auf rund 1,5 Billionen US-Dollar. Mehr als ein Drittel der Subventionen entfallen auf die vom Staat ignorierten Folgen für die Umwelt. „Für die Verkehrswende müssen wir uns zuerst von der Knute fossiler Subventionen befreien“, sagt Vohrer. Dazu gehören für ihn Verkehrsvermeidung und -verlagerung ebenso wie eine verstärkte Nutzung nachhaltig erzeugter Biokraftstoffe und Elektromobilität mit erneuerbaren Energien. In der Europäischen Union insgesamt wie auch in Deutschland erreichen die regenerativen Energien im Verkehrssektor bislang lediglich einen Anteil von rund fünf Prozent, in erster Linie aufgrund des Beitrags von Biokraftstoffen.

Quelle: IWR Online

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