20.10.2015, 12:02 Uhr

Windenergie-Gondel-Prüfstand beim Fraunhofer IWES eingeweiht

Bremerhaven - Nach 18 Monaten Bauzeit ist per Knopfdruck ein 100 Tonnen schwerer Generator einer 3-Megawatt-Windenergieanlage auf dem neuen Prüfstand des "Dynamic Nacelle Testing Laboratory" des Fraunhofer IWES in Bremerhaven in Bewegung gesetzt worden. Es ist die offizielle Einweihung dieser Prüf-Infrastruktur für die Windenergiebranche.

Prüfungen im neuen Dynamic Nacelle Testing Laboratory (DyNaLab) machen möglich, worauf viele Windenergieanlagen-Hersteller gewartet haben: Die elektrische Zertifizierung kann auf dem Prüfstand erfolgen statt im Rahmen langwieriger Feldtests. Das mit 35 Millionen Euro geförderte Testzentrum wird die Wettbewerbsfähigkeit der Qualitäts-Hersteller auf dem internationalen Markt stärken.

Einmalige Prüfleistungen für Windkraftanlagen-Prototypen

Das DyNaLab des Fraunhofer IWES setzt neue Maßstäbe für die Prüfung von Windenergieanlagen: Mit einer Antriebsleistung von zehn Megawatt (MW) und der Einleitung eines nominellen Drehmoments von 8.600 Kilonewtonmeter werden weltweit einmalige Prüfleistungen zur Prototypen-Validierung angeboten. Zur offiziellen Inbetriebnahme verfolgten 250 geladene Gäste aus Windenergiebranche und Politik das erste Anlaufen der gewaltigen Maschine.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), der eigentlich bei der Einweihung den Knopf hätte drücken sollen, hatte seine Teilnahme an der Zeremonie kurzfristig abgesagt. Sein Statement zur Eröffnung: „Ich freue mich, dass die Forschungsförderung meines Hauses, die für DyNaLab mehr als 19 Mio. Euro zur Verfügung gestellt hat, zur Stärkung des Forschungsstandortes Bremerhaven beitragen konnte. Zusammen mit der Förderung des Landes, die die Errichtung der Gebäude ermöglichte, wurde ein Prüfstand aufgebaut, der es wirklich in sich hat. Ich bin überzeugt, dass die Forschung am DyNaLab zu Innovationen führen wird, die den Windenergiesektor in Deutschland weiter stärken und die Energiewende voranbringen.“

Labor- schlägt Feldtest beim Innovationstempo für Windturbinen

Der Betrieb startet mit der elektrischen Zertifizierung des Generators der Firma Jacobs Powertec nach den Richtlinien der Fördergesellschaft Windenergie (FGW). Realistische Tests gewinnen für Hersteller von Windenergieanlagen immer mehr an Bedeutung, um bei stark beschleunigtem Entwicklungstempo neue Anlagendesigns in abgesicherter Qualität auf den Markt zu bringen. Durch den Einsatz eines virtuellen 36.000 Volt-Mittelspannungsnetzes können Kurzschlüsse und andere kurzzeitige Ereignisse im Netz mit hoher Wiederholfrequenz getestet und somit die Prüfdauer an die Anforderungen des Herstellers angepasst werden. Um reale Lasten und Wechselwirkungen zwischen Gondel und Rotor im Prüfstand abzubilden, kommen Echtzeitmodelle und Regelalgorithmen zum Einsatz.

Prof. Andreas Reuter, Institutsleiter des Fraunhofer IWES, erläutert: „Durch die Netz- sowie die ´Hardware in the Loop`-Windlastsimulationen können verschiedene Belastungsszenarien reproduzierbar abgebildet werden, und das Verhalten einer Anlage bei Notstopps, Multidips im Netz bei Sturm oder Netzkurzschluss durch fehlerhafte Pitchregelung experimentell zu testen.“

Auf diese Weise lassen sich auch Betriebsführung und Regelung optimieren sowie Modelle validieren. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung der Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Anlage geleistet und gleichzeitig Wartungs- und Reparaturkosten gesenkt.

8 MW-Gigant von Adwen sorgt für Rekordauftrag

Mit dem Antriebsstrang seiner neuen 8 MW-Anlage bringt die Firma Adwen Ende des Jahres einen Giganten ins DyNaLab. Die Logistik ist bei dieser Kooperation ausnahmsweise keine Herausforderung: Die Anlage wird in der Bremerhavener Werkshalle gleich auf der anderen Straßenseite gebaut. Für Gondeln mit weiterer Anreise ist die Nähe zur Hafenkaje eine wichtige Voraussetzung.

Quelle: IWR Online

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