23.10.2015, 09:50 Uhr

Studie: Klimaschutz-Länderbeiträge reichen für Zwei-Grad-Ziel bislang nicht aus

Potsdam – Mit Blick auf die bevorstehende UN-Klimakonferenz ab dem 30. November in Paris haben sich zahlreiche Wissenschaftler die bislang gemeldeten Länderbeiträge zum Klimaschutz (INDC = intended nationally determined contribution) einmal genau angesehen. Ergebnis: Diese Beiträge reichen noch nicht aus, um die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen.

Dennoch sind die Wissenschaftler aus insgesamt 16 internationalen Forschungsinstituten zuversichtlich: Sie gehen davon aus, dass die INDC-Länderbeiträge zum Einstiegspunkt in eine kohlenstoffarme Wirtschaft werden, wenn das Pariser Abkommen einen Mechanismus zur Stärkung dieser Beiträge bis spätestens 2020 umfasst. Das zeige ein neuer Bericht des Wissenschaftskonsortiums, dem auch das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) angehört.

123 INDC-Länderbeiträge – 86 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen repräsentiert

Die Wissenschaftler liefern eine detaillierte Analyse des Umbaus des Energiesektors, der für die Umsetzung der INDC-Länderbeiträge notwendig wird. „Bis zum 19.Oktober wurden 123 INDCs von 150 Ländern eingereicht, die insgesamt 86 Prozent der globalen Emissionen von 2012 abdecken. Eine so breite Beteiligung durch Länder aller Kontinente, aller Entwicklungsstufen und aller unterschiedlichen Positionen in den Klimaverhandlungen ist an sich bereits ein bedeutender Schritt für den Klimaschutz und ein Zeichen des Engagements für die Verhandlungen in Paris“, sagt Teresa Ribera, Projektleiterin und Direktorin des Institute for Sustainable Development and International Relations (IDDRI). „Die Beurteilung der INDCs sollte sich nach ihrem Potenzial richten, die umfassende Dekarbonisierung des Energiesektors auf den Weg zu bringen. Der Bericht macht deutlich, dass diese Transformation eingeleitet wird, allerdings zu langsam. Künftige Politikmaßnahmen und Ziele sollten im Einklang mit dem Ziel einer kohlenstoffarmen Wirtschaft bis 2050 stehen, untermauert mit konkreten Strategien, wie dies zu erreichen ist.“

PIK: Pariser Abkommen soll klaren Zeitplan für weitere Maßnahmen aufstellen

Die vorliegende Analyse der INDCs wurde von der Europäischen Kommission gefördert und von führenden Forschungsgruppen aus Brasilien, China, Japan, Indien, den USA und Europa durchgeführt. Auch Wissenschaftler des PIK haben daran mitgewirkt. Die Untersuchung betrifft die konkrete Bedeutung der INDCs für die Dekarbonisierung bis und nach 2030, und zwar in sämtlichen Bereichen vom Energiesektor über Gebäude bis hin zu Transport und Industrie. Der Bericht ergänzt laut PIK die bald erwarteten Einschätzungen des UN-Klimasekretariats UNFCCC und des UN-Umweltprogramms UNEP zu den INDCs und ihrer Bedeutung für die globalen Emissionen und das globale Temperaturziel.

“Die nationalen Klimaschutzbeiträge legen zwar den Grundstein für einen schnelleren weltweiten Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft, für die Einhaltung der 2-Grad-Grenze ist das jedoch noch nicht ausreichend”, sagt Elmar Kriegler vom PIK. „Das Pariser Abkommen sollte deshalb einen klaren Zeitplan aufstellen, wie Emissionsreduktionen stärker vorangetrieben werden können. Mechanismen zur Stärkung der INDCs bis 2020 wären notwendig, um ein klares Signal für den Übergang in eine kohlenstoffarme Wirtschaft an Investoren im Energiesektor und darüber hinaus zu senden.“

Quelle: IWR Online

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