11.11.2015, 08:31 Uhr

Studie: Braunkohle-Verstromung kostet 15 Milliarden Euro pro Jahr

Hamburg - Auf mindestens 15 Milliarden Euro beziffert eine aktuelle Studie die gesellschaftlichen Kosten der Braunkohleverstromung in Deutschland alleine im Jahr 2015. Wenn diese Kosten auf den Preis einer Kilowattstunde (kWh) Braunkohlestrom aufgeschlagen würden, dann wäre eine Verteuerung um 9,9 Cent fällig.

Die Untersuchung hat das Forum ökologisch-soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace erstellt. Mit einbezogen wurden dabei unter anderem die Sanierung ehemaliger Tagebaue und Gesundheitsschäden durch Kohlekraftwerke einbezogen, die bislang auf die Gesellschaft verschoben werden. Zusätzlich werden Vergünstigungen und Ausnahmeregelungen für die Braunkohlewirtschaft erfasst.

Günstige Braunkohle ist ein Märchen

"Die Mär von der günstigen Braunkohle ist nicht haltbar. Kraftwerke und Tagebaue kosten die Gesellschaft Milliarden, versteckt in Steuerprivilegien, Ausnahmeregelungen und abgeschobenen Folgekosten", sagt Greenpeace-Energieexpertin Susanne Neubronner. "Es gibt neben ökologischen auch handfeste ökonomische Gründe, sofort mit dem Ausstieg aus der besonders schmutzigen und teuren Braunkohle zu beginnen."

Obwohl die Kohlekonzerne bislang große Kostenblöcke auf die Gesellschaft abgewälzt haben, stehen sie wirtschaftlich prekär dar. "Die anhaltenden Wertbereinigungen in den Bilanzen sprechen eine klare Sprache: Mit Kohle lässt sich künftig immer weniger Geld verdienen. Dabei ist ein Großteil der Kosten bislang noch nicht einmal eingepreist", so Neubronner.

CO2-Emissionen durch Braunkohle-Kraftwerke als Haupt-Kostentreiber

Als mit Abstand größten Posten hat die FÖS-Studie externe Kosten durch klimaschädliche CO2-Emissionen ausgemacht. Alleine die Emissionen aus deutschen Braunkohlekraftwerken kosten die Gesellschaft demnach gut 13 Milliarden Euro pro Jahr. Der europäische Handel mit CO2-Zertifikaten legt auch gut zehn Jahre nach seinem Start lediglich einen Bruchteil dieser Kosten auf die Kraftwerksbetreiber um. "Die Kohlelobby hat den Handel mit Zertifikaten als Klimaschutzinstrument sabotiert. Statt eines wirkungslosen Scheininstruments brauchen wir deshalb einen politisch klar geregelten Kohleausstieg", fordert Neubronner.

In Deutschland wächst der öffentliche Widerstand gegen die ungebremste Kohleverstromung. Mehr als 40.000 Menschen haben schriftlich mit einer Greenpeace-Petition einen Verkaufsstopp für Vattenfalls Braunkohlegeschäft in Ostdeutschland gefordert. Dort können tschechische Interessenten bis zu fünf weitere Tagebaue eröffnen. Auch Greenpeace hatte sich als Kaufinteressent für das Braunkohle-Geschäft von Vattenfall positioniert, um den Abbau und die Nutzung im Anschluss zu beenden. Greenpeace war jedoch nicht bereit, dafür auch einen Preis zu zahlen. Nach den Vorstellungen der Umweltschutzorganisation hätte Vattenfall wegen hoher Folgekosten der Stilllegung etwa für die Renaturierung der Tagebaue sogar draufzahlen müssen.

Quelle: IWR Online

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